I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 201
durch äussere Zeichen zu erkennen gegeben hätte. [Casper’s
Wochenschr. f. d. ges. Heilk, 1834, No. 15] (K—e.)
111. Beitrag zur Geschichte der Bluter; von Dr.
SaLoxon in Hildesheim. Ein 25jähriger, robuster Schiffscapitain
bekam bei völligem Wohlbefinden plötzlich eine Blutung aus dem
Munde. Zuerst war nur der Speichel mit Blut gemischt, bald
aber floss ununterbrochen reines Blut aus. Als Hausmittel in
mehreren Stunden die Blutung nicht stillte, wurden von einem
Ärzte zusammenziehende Mundwässer verordnet, doch auch diese
brachten die Blutung nicht zum Stehen. 2 Tage später wurde
ein zweiter Arzt consultirt, der Aderlase, Adstringentia innerlich
und als Mundwasser und lauwarme Fussbäder verordnete, wOr-
auf das Bluten zuweilen einige Stunden aufhörte, sich aber dann
bald wieder einstellte. So ging es 14 Tage. Am, 16. Jan. 1829
Abends 9 Uhr wurde endlich S. gerufen. Der Kranke sass im
Bette, das Gesicht war roth, der Puls voll, nicht sehr frequent
und das Blut floss ununterbrochen aus dem Munde, ohne dass
man die Quelle der Blutung entdecken konnte. Sonst klagte
der Kranke durchaus über nichts , nur war er sehr ängstlich
über die Andauer seines Uebels und wagte es nicht, sich zu be-
wegen. Eine Ursache zur Blutung war nicht bekannt, doch hatte
Schon früher oft der sehr vollblütige Kranke starkes schwer zu
stillendes Nasenbluten gehabt. SS. liess am Fusse eine Ader
öffnen, ein warmes Fussbad nehmen und mit den adstringirenden
Mitteln fortfahren. - Die Blutung hörte während des Aderlassea
auf, fing aber nach einer Stunde wieder an, wo dann der Verf.
deutlich sah, dass das Blut aus dem Gaumengewölbe und aus
einer kleinen Stelle des Zahnfleisches in der Gegend des einen
untern Backenzahnes hervorkam. Er schlug daher vor, die blu-
tenden Stellen des Gaumens mit Lap. inf. zu betupfer und den
einen Backenzahn zu ‚entfernen. Krsteres billigten die andern
beiden Aerzte, letzteres aber nicht, Nach Betupfen der Stellen
stand die Blutung, doch schon nach einer Viertelstunde stellte
sie sich wieder ein. Das Gesicht wurde bleich, der Puls klein,
andere Beschwerden, wie sie sonst nach starkem Blutverlust
Vorkommen, waren aber nicht zugegen. * Unter diesen Umständen
entschloss sich S., doch noch einen Zahn zu entfernen, konnte
aber wegen des sich immer wieder im Munde anhäufenden Blu-
tes die untere Zahnreihe dieser Seite nicht sehen. Auf Gut-
dünken fasste er mit der Zange einen Backenzahn da, wo er
die Blutung vermuthete und nach Entfernung‘ desselben stand
die Blutung. ‘Die Zahnlücke wurde nun mit Wachs ausgefüllt,
Senfumschlüge auf die Fusssohlen gelegt und mit der Arznei
fortgefahren, worauf der Kranke einige Stunden schlief und da-
durch sich wieder etwas erholte. Nach 11 Stunden kam die
Blutung wieder zum Vorschein. 5. behandelte num den Kran-
ken allein. Er liess ihn in einen Lehnstubl setzen, unausg®-
Setzt alle % Minuten frischen Schnee an die Wangen legen und