12 1. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik,
Entfernung von jenem immer mehr und mehr ab. Sonach ent-
steht zuerst das Tuberkel, die Erweichung folgt, und Apoplexie
oder Bluterguss ist das Letzte. Sollte das Tuberkel, statt einer
chronischen Reizung, eine acute Entzündung veranlassen, so
würde die Erweichung einen ganz andern Charakter annehmen;
dann würde sie in Folge einer vollständigen Vermischung des Blu-
tes mit der Hirnfaser dunkelbraun.oder braunroth erscheinen, und
nicht selten würde man Eiter finden. In. dergleichen Fällen sind
die Sinus der harten Hirnhaut mit coagulirter Fibrine gefüllt,
welche so hart ist, dass sie olıne zu zerreissen aus ihnen her-
ausgezogen werden kann. Ausser dem wiewohl seltenen Ueber-
gange in Eiterung hat M. noch einen andern Ausgang der Tu-
berkeibildung beobachtet. . Er fand im Gehirne von Kindern oft
Streifen verhärteten Zellgewebes, welche denen glichen, die nach
Heilung apoplektischer Kysten zurückbleiben,. oder den Streifen
in den Lungen ähnlich waren, die LaNNnEe für Ueberbleibsel der
Wandungen von Tuberkelabscessen hielt. M.. traf sie häufig mit
kalkartiger Masse überzogen; und verstand erst ihre Bedeutung
als Spuren geheilter Tuberkeln sehr spät. Bei einem Kinde von
11 Jahren fand M. im Centrum des rechten Corpus striatum :ei-
nen zellig knorpeligen Streifen, in welchem sich kreideartige
Massen hin und wieder abgesetzt und mehrere tuberculöse Gra-
nulationen zeigten. Das Kind war fast blödsinnig gewesen und
hatte mehrere Jahre eine hleibende Schwäche ‚des linken Arma
gehabt; hier war höchst wahrscheinlich das Corpus strietum Sitz
eines Tuberkels gewesen ‚das aufgesogen worden, ‚worauf die
Wandungen der Kyste zusammengefallen und vernarbt waren, Im
Journal hebdomadaire, 1830, Nr. 80 ist ein ähnliches Vorkom-
men von Burner beschrieben worden. In einem Gehirne, das
Tuberkelbildungen zeigte, fand man in der Mitte einer krank-
haften Bildung einen runden, harten, zwei Linien starken knor-
peligen Körper, welcher innerlich eine erdige Masse enthielt. —
Complicationen sind bei Hirntuberkein sehr gewöhnlich; in-
nerhalb der Kopfhöhle entwickeln sich mit ihnen sehr häufig
Arachnitis, Encephalitis, Erweichungen, Wasserkopfz eine ge-
wöhnliche Complication ist die mit Lungentuberkein; welche ent-
weder in einem grussen, einem gleichen, oder, einem geringern
Entwickelungsgrade als die Hirntuberkein mit diesen zugleich ge-
funden werden, Selten kommen die Hirntuberkeln allein, ohne mit
andern Störungen in Verbindung zu stehen, vor; nur zwei der-
gleichen Fälle sind von M. beobachtet worden. Bei einem Mäd-
chen von 7 Jahren, das nach einem 4tägigen Leiden in das Spi-
tal gebracht worden war, zeigten sich als vorstechende Sym-
ptome: anhaltendes Gallenerbrechen, Fieber und Kopfschmerz.
Die Kopfschmerzen waren heftig, besönders auf der linke Seite
des Vorderkopfs, die Inspiration ungleich, der Puls klein und
frequent; nach einem Aderlasse am Fusse von 3vjjj brachte das
Kind die Nacht schlaftrunken zu, seufzte und schrie bisweilen