I. , Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 151
Zungenspitze sollte sich noch starker Wundschmerz finden. Ab-
spannung und Schwäche waren aber so bedeutend, dass die Um-
stehenden stündlich den Tod erwarteten. Doch es war dies der
Wendepunkt der Krankheit. . Die Convulsionen, die sich am Tage
oft wiederholt hatten, liessen Abends nach, der Zungenbeleg‘ war
geringer und Steifheit des Nackens und Krampf in der Zunge
und im Schlunde hatten sehr abgenommen. Pat, ass Abendszum
ersten Male wieder etwas Suppe und trank mit weniger Anstren-
gung. Der Puls war gleichförmig und hatte nur 42 Schläge,
Die Narkosis hatte sich nicht: vermehrt, wohl aber war der
Schmerz am Zahnfleische etwas stärker, ohne dass jedoch Sa
livation oder Geschwulst der Speicheldrüsen gefunden wurde. Da
Nerven - und Gefässthätigkeit sehr herabgestimmt waren und grosse
Thätigkeit aller Secretionen , auch wenigstens Spuren der Salivation
sich fanden, blieben nun Calom., Bellad., Sulph. ant. aur. und
Canthar. weg, die‘ Tisane aber und die örtlichen Mittel, bis auf
üas Ung, merc., wurden: beibehalten und, um die Einwirkung
suf’s Nervensystem und auf die Secretionen noch nicht ganz ab-
zubrechen, eine Mischung aus Ag. for. Samb. — Valer., Pot.
River., Laud, liq. S. und Syr. sacch. verordnet. Die Nacht
zum 4. schlief Pat. besser und mehr als bisher, träumte aber
noch viel von wüthenden Hunden: und erschrak oft. Dessen-
ungeachtet stärkte ihn dieser Schlaf so, dass er sich weniger
schwach fühlte, besser aussah und einen recht Jeidlichen "Tag
hatte. Schmerzen und Krampf schilderte er nur als unbedeu-
tend und nur Abends 5 Uhr brach. eine. Convulsion aus. Er
trank an diesem Tage wieder mehr und mit weniger Widerwil-
ten, der Durchfall hatte nachgelasser, Urin aber, und zwar mehr
gelblich -schleimiger, war viel abgegangen. Die leichten Spuren
von Speichelfluss waren ganz unbedeutend geworden und die nie
sehr erweiterte Pupille erschien etwas kleiner. Der Puls ‚hatte
40 Schläge und war ganz gleichförmig , voll, weich. Die Wunde
eiterte gut, In der Cur wurde unter diesen Umständen nichts
geändert. In der Nacht zum 5. März schlief Pat, mehrere Stun-
den, ohne so viel mehr zu träumen. Die Convulsionen schwie-
gen und der Kranke trank ohne Krampf und Widerwillen. Der
traurige, leidende Gesichtsausdruck verlor sich immer mehr, die
Secretionsorgane waren thätig, die Pupille nicht mehr merklich
erweitert, der Puls gleichförmig, weich, voll. Die Nacht zum
6. März war noch ruhiger, Weder Convulsionen noch ängstli-
che Träume hatten sich gezeigt. Pat. trank ohne Anstand, liess
blassen, noch sehr schleimigen Urin, schwitzte viel und hatte nur
noch wenig Schmerzen, Der Schmerz: von der Wunde aus war
nur Jeicht, .hier ind da, und ging nur bis zum Elleubogen. Da
die Erweiterung der Pupille fast ganz gewichen war und grosse
Reizbarkeit sich vorfand, verordnete M., um die Einwirkung
auf’s Nervensystem nicht zu bald‘ abzubrechen, eine Mischung
aus Ag. floor Samb., Ag. Valer., Pot. River, KExtr. bellad,,