II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 9
auch hier Diarrhöe ein. Diese fürchtete R. überhaupt sehr und
hütete sich daher vor Abführmitteln. Wo die Brust Ort der
Concentration wurde und Lungenlähmung zu befürchten stand,
erwies sich Dec. Seneg. mit Inf. Angelic. Spir. sal. dulc.. und
sal. ammon. neben Blasenpflaster auf der Brust sehr nützlich,
Gegen die Reconvalescenz wurde mit flüchtigen Infusen etwas
abgebrochen und mehr Lig. Minder,, oft wohl auch Inf. Calam,
arom. gegeben. Wurde, was aber nur selten geschah, noch in
der Reconvalescenz ärztlicher Rath verlangt, so verordnete der
Verf. Dec. cort. peruv. oder Kıtr, Chin. frig. par., nahrhafte
Kost in geringer Menge auf ein Mal und Wein. Dies Verhalten
bekam sehr gut.. Bei 3 Kranken stellte sich im 2. Stadium Spei-
chelfluss ein, mit dessen ‘Erscheinen sich die Krankheit besserte,
Der Verlauf war kürzer, wenn auch der Speichelfluss viel zu
schaffen machte. — Von den vielen Fällen mag nur einer hier
Platz finden. Eine 30jährige, sehr stark beleibte, schon früher
wegen Leberanschoppung ärztlich ‚behandelte Frau. bekam die
Krankheit unter den bekannten Erscheinungen... Bald aber schwoll
das :;rechte Hypochondrium an, man fühlte die angeschwollene
Leber, es stellten sich dumpfe, bei gelindem Drucke steigende,
sehr lebhaft werdende Schmerzen ein, die Zunge war stark weiss-
gelb belegt, der Urin sehr braun, der Puls sehr frequent, doch
nicht hart. R. Hess in 3 Tagen gegen 6 Drachmen Ung. neap.
einreiben und gab innerlich Sal. ammon. mit Liq. Minder. und
Schleim. Schmerz und Geschwulst schwanden, Schlaflosigkeit
aber, Betäubung, heisse, trockene Haut und übermässiger Durst
hielten an, bis einige "Tage nach dem letzten Einreiben, etwa
am 10. Tage der schneller, als sonst fortschreitenden Krankheit,
ein äusserst copiös und beschwerlich werdender Speichelfluss ein«
trat. Da der Stuhl träge war, erhielt die, Kranke eine Mixtur
mit 7 nct. rhei aquos. und Tinct. Ipecac., worauf reichlicher,
zum Theil mit Blut und Schleimklumpen vermischter Stuhl olıne
Schmerzen erfolgte. Der Unterleib war jetzt ganz schmerzlos,
die nervösen Symptome fast ganz geschwunden und. Appetit und
Schlaf kehrten zurück, wurden aber durch Speichelfluss wieder
auf einige Zeit entfernt. Die Kranke bekam flüchtige Infusa mit
viel Schleim, zuletzt Kıtr. Chinae und Wein, : In der 5. Woche
fand sich völlige Reconvalescenz. Die von Schwangerschaft nichts
wissende Frau fühlte jetzt Kindesbewegungen, . Der Dickleibig-
keit wegen war früher bei Untersuchung des Unterleibes der
Zustand des Uterus nicht erkannt worden. Nach Allem hatte
wohl ‘die Quecksilbersalbe hier eine sehr gute Wirkung gehabt. —
Sectionen konnten leider, des Vorurtheils, der Landleute wegen,
nicht gemacht werden. — Was Entstehung und Weiterverbrei-
tung der Krankheit anlangt, so war die erste bekannte Kranke
ein 16jähriges, noch nicht menstruirtes Mädchen und ihre Krank-
heit entschieden der bei jungen, der Pubertät nahe stehenden
Individuen nicht seltene Zyphus sporadicus abdominalis, , Dieser