Full text: (8. Band = 1834, No 9-No 16)

LZS 
VI. Staatsarzneikunde. 
war, deren 20jährige Tochter und am Abende desselbigen Tages 
seinen, von einer kleinen Reise betrunken zurückkehrenden Schwä- 
ger, als den Gatten und Vater der zuvor Ermordeten, liess ‚die 
Leichname zwei Tage in der Kammer liegen, zerhackte sie dann in 
Stücken, die er aufgethauet theils den Schweinen vorwarf, die sie 
gefroren nicht fressen wollten, so aber verzehrten, theils, wie 
auch die Knochen, zu Asche verbrannte ; blieb ruhig im Hause der 
Ermordeten, liess‘ sich ohne Widersetzlichkeit gefangen nehmelk 
bekannte ohne Scheu ‚und Reue die dreifache Mordthat und ent- 
schuldigte sie mit folgender Erzählung. Seine Eltern hatten für 
800 Thaler eine Wirthschaft käuflich an sich gebracht und sie dem 
Sohne zugedacht, der dann seine Geschwister durch Geld entschö- 
digen sollte. Allein die Wirthschaft fiel der ältern, verheirathe- 
ten Schwester zu, welche der jüngeren 50 Thlir. Entschädigung 
zahlte, dem Bruder aber sowohl das ihm vom Vater versprochene 
Gut, als aueh jegliche Vergütung verweigerte. , Er diente nun bei 
dem Schwager als Knecht, bekam keinen Sold, musste jede schwere 
Arbeit verrichten und wurde von dem Schwager und von der Schwe- 
ster lieblos, hart, selbst mit Schlägen behandelt.und von seiner 
Schwestertochter oft verhöhnt. Von einem Mitarbeiter zur Rache 
aigeregt, suchte er Gelegenheit, diese zu befriedigen, und fand 
sie, wie wir gesehen haben, zehn Jahre nach des Vaters Tode. — 
Inquisit war unverheirathet, hatte gar keine Schulkenntnisse, äus- 
serst beschränkte Begriffe von Gott und Religion und ging maschi- 
nenmässig in die Kirche und Beichte. Nach Aussage verhörter 
Zeugen. hat Inculpat in seinen Gesprächen grosse Dummheit verra- 
then, jedoch. oft so, dass man sie auch für Filouterie nehmen 
konnte, weshalb Schwager und Schwester sich die Vormundschaft 
über ihn anmaassten. Er machte seine Arbeiten gut, wenn er Lust 
hatte; fehlte ihm diese, so machte er alles schlecht und verkehrt, 
oder Hess alles liegen... Er war nicht zanksüchtig und im Allgemei- 
nen zufrieden, wenn er sich satt gegessen und ausgeschlafen hatte. 
Ein anderer Zeuge, welcher mit dem Inculpaten aufgewachsen und 
in spätern Jahren oft mit ihm zusammen gewesen war, sagte auß, 
jener sey als Knabe ganz vernünftig gewesen, habe aber in seinem 
38. oder 19. Jahre durch eine Krankheit den Verstand verloren, 
wenigstens benalım er sich seit dieser Zeit so, wie oben angegeben 
worden.. Er war so gefrässig, dass er rohes Fleisch und rohe Fi- 
sche verzehrte. So lange man ihm seinen Willen liess, verhielt er 
sich ruhig; wurde aber verdriesslich, ja sogar zornig, wenn man 
ihn zur Arbeit anhielt, ‘ Vor Gericht benahm er sich ganz unbe- 
fangen, beantwortete die ihm vorgelegten Fragen in Ordnung und 
mit Bescheidenheit, erzählte unbefangen die Mordgeschichte und 
glaubte steif und fest, dass die verwaiste Wirthschaft ihm gehöre 
und man ihn bald dahin entlassen und ihn. nicht weiter „torbiren“ 
werde. (Fortsetzung wird versprochen.) [Horn’s Archiv, 1839, 
Sept.,. Oct.] (V—t.) - 
arlag yon Leopold Voss in Le’ 
Z} 
e 
te 
Wı 
MC 
nc 
br 
KK 
D 
Rt. 
lic 
al 
B 
Sr 
8ı 
dı 
AZ 
ni 
aı 
bi 
A 
x 
] 
n 
Ü 
pP: 
Y
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.