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“IV. Gynökologfe und Pädiatrik.
fand er den Riss genau in der Mittelliniez die Ränder, völlig ver‘
narbt, übrigens weich, biegsam, nicht hart oder callös; Anus und
Vulva bildeten eine einzige Oeffnung, deren Gränzen auf der
Recto - vaginalwand man blos sehen konnte, wenn man die Ränder
von einander entfernte. Alle diesem Zustande eigenthümlicheh
lästigen Zufälle waren im höchsten Grade vorhanden; die Kranke
in die tiefste Melancholie verfallen; die öftern und unwillkühr-
lichen Stuhlentleerungen beschränkte sie: durch Opium,‘ führt®
eine höchst magere und strenge Diät nnd lebte in der äusser“
sten Zurückgezogenheit. Im Jan. 1832 unternahm R. die ‚Op®
ration, und zwar durch die umwundene Nath, und liess. dazV
sehr lange und starke silberne Nadeln , deren Spitzen man ab-
nehmen konnte, besonders verfertigen. Er trug zuvörderst von jeder
Seite des Risses einen fast viereckigen, ungefähr 14 — 2 Zoll
langen, aber sehr dünnen Lappen ab, und eben so verkürzte €f
die Wände der Scheide etwas, damit nach Anlegung der Naht
und Vollendung der Operation der Scheideneingang eher etwas
zu eng als zu weit wäre, und die Flächen so weit als möglich
mit einander in Berührung gebracht würden, Hierauf machte €!
die beiden Lippen der kleinen, sich bis in die Recto - vaginalwand
fortsetzenden Spalte wund; vereinigte sie durch einen einfache?
Heft; legte nun die umwundene Naht am Perinäum selbst am
indem er dazu 4 Nadeln, in Zwischenräumen von einem halbe?
Zoll und über einen Zoll von den Wundrändern entfernt, eil”
brachte; unterliess, da die angelegten Faden keine bedeutend®
Spannung der Theile bewirkten, die von DIEFFENBACH empfohle-
nen Seiteneinschnitte, schützte die Haut vor jedem schmerzhafte?
Drucke, und brachte die Kranke in eine Lage, wo die Schenkel,
zelbst während des Schlafs, durchaus nicht von einander ‚entfernt
werden konnten. Am 7. Tage, bie zu welcher Zeit alles er”
wünscht ging, nahm R. Nadeln und Fäden ab; die Vereinigung
der Wundränder war an allen Stellen vollbracht; allein-nur scheir‘
bar, indem eine glutinöse Masse sie zusammenhielt; 2 Tage spä-
ter war alles wieder zegpissen und im alten Zustande, R. be“
schloss, die Operation zu wiederholen, was aber wegen des Win“
ters und der grassirenden Cholera erst im Mai geschehen konnt“
Er wählte diesmal, da er die Ursache des Misslingens in der
umschlungenen Naht suchte, welche, nach aussen allein wirkend-
die tiefern Theile der Wunde in keine vollkommene Berührun$
bringe, die Zapfennaht. Die vernarbten Theile wurden, wie d#®
erste Mal, wundgemacht; 4 Ligaturen mittelst der gekrümmte”
Leitungsnadeln, auf der einen Seite von aussen nach innen, auf
der andern von innen nach aussen angelegt, und zwar so, das
von den Scheidewänden nur so viel mit gefasst wurde, als hir‘
Jänglich war, um diese Wände leicht anzuziehen, und die beide?
Wunden in ihrer ganzen Ausdehnung mit einander in Berührunf
bringen zu können. Hierauf wurden zu Cylindern zwei Stücke
eines etwas starken elastischen Bougie’s angewendet, von deneh