32 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik;
Verhalten des Kranken wenig bedenklich; in Verbindung mit den
übrigen Symptomen der Paralyse aber eins der bösesten Zeichen,
Trinkern war die Brechruhr. gefährlich; aber nicht immer tödt-
lich. - Von -den J293 im Krankenhause behandelten Cholera - Pa-
tienten genasen 609 und starben 684.. Von letzteren waren 144
wenige Stunden nach ihrem Ueberbringen verschieden; die: mei-
sten starben im Stad. paralylicum. — In den Leichen fand man,
ausser den, dieser Krankheit eigenthümlichen Veränderungen, ve-
nöse Turgescenz, Anschwellung und Auflockerung der Schleim-
drüsen am Gaumenvorhange, an der Zungenwurzel und den Tonsil-
len mit bedeutender Schleimsecretion.:. Bei denen, die im Stad,
reactionis gestorben waren, sah man häufig das Epithelium in
Form einer schmuzig- grauen Schicht abgestossen, . die Schleim-
haut darunter. dunkel geröthet und mit linsengrossen. erodirten
Stellen versehen. Später sah man Stockungen im Pfortader-Sys
steme, die Milz sehr vergrössert, aufgelockert, dunkel. gefärbt
und blutreich. Gegen Ende Julis fanden sich in den Leichen
offenbare Spuren von Entzündung, die man im Juli nicht mehr
sah. — Fortgesetzte Erfahrungen bestätigten die Meinung, dass
die epidemieche Brechruhr eip gastrisch-nervöses Leiden sey, —-
Die bekannte stimulirende Methode entsprach den Wünschen und
Erwartungen zu wenig; man wandte sie deshalb bloss in Diarrh.
choler. , im Stad. chol. bei an sich schwächlichen, oder durch
Alter, Krankheiten, profuse Ausleerungen sehr geschwächten Per-
sonen, im Zeitraume der Paralyse bei denselben Kranken und
unter denselben Umständen, endlich auch bei zu schwacher und
unvollkommener Reaction an. Unter den. Reizmitteln bewährte
der Kampfer seinen alten Ruf, Die alterirende und Brechen er-
regende Methode, namentlich die Ipezacnanha, wurde jetzt häu-
figer als früher angewendet. Vorzüglich gut wirkte die Ipeca-
cuanha als Brechmittel, gegen hartnäckige Diarrh. .chol.,. weni-
ger erfolgreich im Stad. choler., zumal wenn die Krankheit hef-
tig war, und in der Paralyse nützte sie nichts, Oefterer wurde
sie in dost refracta, besonders mit Eis gegeben. Man bereitete
aus 8— 10 Gran 5—6 Unzen Aufguss, wovon jede halbe oder
ganze Stunde ein Eisslöffel voll gegeben wurde.. Diesem ‘Mittel
zunächst stand die Kälte, die man selbst als kalte Douche gegen
den soporösen Zustand im Stad.:reactionis mit Glücke anwen-
dete, Dass sie auch als kalte Begiessungen, oder Bäder, Ue-
berschläge und Kliystiere in Gebrauch gezogen wurde,‘ geht aus
den früher mitgetheilten Krankheitsgeschichten hervor. Oerlli-
che Biutentziehungen wurden vorzugsweise im Stad, react,.ge-
gen örtliche Entzündungen vorgenommen; Aderlässe in demsel-
ben Stadium nach den allgemein anerkannten Grundsätzen. Sie
wirkten ausgezeichnet, wenn das entleerte Blut seiner normalen
Farbe und Consistenz sich näherte. Während der Vorläufer und
im Anfange der Brechruhr liessen sich leicht 8—10 Unzen. Blut
entziehen; aber späterhin war das ohne. allerlei Kunstgriffe und