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Y. Gynäkologie und Pädiatrik,
Ffanza in zu grosser Quantilät gebildete Lymphe wird auch all-
mählich qualitativ verändert; sie ist auf die: Blutbildung und auf
das Nervensystem von Kinfluss. Bei solchen Mädchen; deren
Habitus. sich sehr ausspricht und nicht erst geschildert zu wer-
den braucht, sind die Schleimhäute sehr thätig und. die Schleim-
drüsen mehr entwickelt, weder das venöse noch arterielle Blut
ist in seiner Vollkommenheit, weshalb die. Menstrualperiode bald
zu spät erscheint, bald zu lange aussetzt, bald mit Schmerzen
verbunden und das abgesonderte Blut quantitativ und qualitativ
abweichend ist. . Oft, zumal wenn sie nicht besonders ausgebil-
det ist, schwindet diese Anlage allmählich mit Eintritt der Pu-
bertät; oft ist sie aber weder durch die Natur, noch durch die
Kunst zu heilen; oft geht sie in Krankheiten über und giebt den
Tod... Die venöse Anlage ist häufiger, als man glaubt, Ursa-
che der Verzögerung, Zurückhaltung, Schmerzhaftigkeit u. 8. w.
der Menstruation. Sie spricht sich während und nach der Pu-
bertät vorzüglich im Unterleibe, weniger in den Brustorganen
aus. Sie ist mit mannigfaltigen Krampfzuständen im Unterleibe,
selbst in der Brust, und mit schmerzhaften Schwankungen ein-
tretender Menstruation verbunden. Diese Beschwerden mindern
sich mit: dem Ausfinsse eines reichlichen, schwarzen, stinkenden
Blutes, wie denn '’auch die Zeit zwischen zwei Menstruations-
perioden um so freier und beschwerdeloser ist, je stärker das
Biut floss, und war dieses schwach, so ziehen sich die Krämpfe
won einer Periode zur andern. Wo sich arterielle Anlage
findet, äussert sich die Dysmenorrhöe schon bei dem ersten Auf-
treten der (jeschlechtsregung, und der Menstrualblutfluss regu-
lirt sich langsam. . Diese Anlage findet sich weniger in Städten
als auf dem Lande. — Die rein nervöse Anlage ist selten. Sie
lässt. die Blutung entweder gar nicht zu Stande kommen, oder
dieselbe ist uuvollkommen und mit heftigen nervösen Zuständen
verbunden ,: von leichten hysterischen Krämpfen an bis zum So-
mnambulismus, — Wenn nun zur Zeit der Pubertätsentwicke-
Jung eins der Grundsysteme des Organismus einseitig vorherrscht,
so kann der Kinfluss auf die Genitalien nicht fehlen, und die Ur-
sache davon liegt nicht in diesem, sondern in jenem einseitigen
Vorherrschen des einen oder andern Systems. Hat sich aber
auch die Entwickelung der Genitalien siegreich durchgekämpft,
so greift die noch nicht. völlig besiegte vorherrschende Anlage
immer noch störend in die periodisch wiederkehrende Uterinbiu-
tung ein. Der Heilkünstler stürme hier ja nicht mit Arzneien
auf die Genitalien ein, sondern berücksichtige vorzüglich die vor-
herrschende Anlage, Noch angünstiger ist das Verhältniss, wenn
sich genannte Anlagen erst nach dem Kintritte der Pubertät aus-,
bilden. Die dadurch begünstigten oder hervorgerufenen Krank-
heitskeime wählen die Genitalien zu dem Boden, in welchem sie
Wurzel. schlagen. — Diese Anlagen sind entweder vor dem Kin-
Aritte der ‚Pubertät vorhanden, oder sie entwickeln sich während