If, Materia medica und Toxikologie.‘ 35
schnittene Arterien, selbst verletzte Karotiden bei Kaninchen,
Hammeln und Pferden, wenn gleich selten, doch hier und da
durch blosse Charpietampones, so wie durch Auflegen von frischem
Brunnenwasser gestillt wurden und bisweilen auch ganz von selbst
zu bluten aufhörten, mussten nothwendig das Vertrauen zu die-
sem neuen Mittel sehr herabsetzen. Nur gleichförmige, vollkom-
men sichere Wirkung kann diesem Präparate Werth verschaffen.
Ob diese bei chemiseh- richtiger Benutzung des eigenthümlichen
im Arcano enthaltenen, bis jetzt noch zu wenig erlforschten Be-
standtheils einst gewonnen werden kann, wird die Zeit lehren.
UVebereilung dürlfte es seyn, wenn man wegen der letztern we-
niger befriedigenden Unternehmungen die Sache ganz fallen las-
sen wollte, Viele ausgezeichnete Aerzte Italiens sahen vom in-
neren und äussern Gebrauche des Binelli’schen Wassers bei Ver-
wundungen, wo die Ligatur unabwendbar schien, so wie in ver-
zweifelten Fällen der Hämoptoe und Metrorrhagie auffallenden
Nutzen, Einige Berliner Aerzte haben in gleicher Weise das vori
den Apothekern Hummer, JABNICKE, DAnerL, STAEGEWARN und
Lei nachgeahmte, ebenfalls geheim. gehaltene Binell’sche
Wasser mit Vortheil angewendet. Auch fielen die 1831 von v.
Gr. angestellten Versuche, die viele erfahrene Aerzte mit beob-
achteten, günstig aus, und noch ist kein Grund vorhanden, die-
sem Wasser durchaus jede Wirksamkeit abzusprechen. Durch die
Entdeckung des Kreosots werden sich die Statt gehabten Wider-
sprüche vielleicht einst lösen. SCHWEIGGER - SEIDEL hält nämlich
das Kreosot für eben den besonderen Körper, den Brrzeunus in
dem ächten Binelli’schen Wasser antraf, olıne demselben früher
irgend wo begegnet zu seyn, (S. Summar. III, 121.) Mehrere
Kigenschaften dieses Wassers: deutlich empyreumatischer Geruch,
völlige Durchsichtigkeit, und Unveränderlichkeit an der Atmo-
sphäre, deuten auf seine Abkunft von dem neuentdeckten Bestand-
Yheile, Besonders wichtig ist es, dass dem fraglichen Stoffe die
Kraft, den Eiweissstoff im Blute zu coaguliren, inne wohnt und
dass von demselben zugleich die conservative und mumificirende
Wirkung des Rauches und Holzessigs. vorzugsweise abhängt. Wohl
wäre es möglich, dass man durch das Kreosot zu einem sichern,
weder Schmerz noch Entzündung . erregenden hlutstillenden Prä-
parate. gelangte, welches, wo man auf die erste Einigung der
Wunden verzichten muss, wo die Gefässligatur uns verlässt, oder
wo sie nicht allenthalben, wie in Schlachten , rasch genug ‚voll-
zogen werden kann und namentlich wo bei innern Blutungen die
bisherige Hülfe unzureichend ist, mit Erfolg angewendet werden
könnte, wodurch viel, sehr viel gewonnen würde, [%. Graefe’s
u. v. Walther’s Journ. d. Chirurg. u. Augenheilkunde. Bd. 20.
Hft. 1) (K— e.)
23. Anwendung des Kreosots gegen Hautkrebs;
vom Medicinalrath‘ Dr, Eduard GRAKFE zu Berlin. Der Kranke,
lan dem G. das Kreosot versuchte, war ein 17jähriger Weber,
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