J. - Pathologie, Therapie und mediclnische Klinik. 389
Freiwilliges und starkes Nasenbluten heseitigte die drohende Ge-
fahr. Nach 12 Tagen schuppte sich das Oberhäutchen
kleien artig ab. So geschah es auch mit der 3jährigen Toch-
ter eines scharlachkranken Mannes von 25 Jahren. — Oft ging
die Angina mit dem Exantheme gleichen Schritt; bisweilen nahm
sie ab, sobald letzteres sichtbar wurdez in andern Fällen. von
starkem. Exantheme fehlte: sie gänzlich. : Heftige Angina wurde
hicht selten von Aphthen’ begleitet, während die Mundhöhle sehr
roth und: entzündet war. . Die Zunge schälte sich den zweiten
und dritten Tag ‚und war dann sehr empfindlich. — . Scharlach,
der sich ‚gleich anfangs auf der Haut zeigte, nahm :3 bis 4 Tage
zu und. blühte 6 bis 8 Tage. Scine Stärke und Ausbreitung
stand nicht im Verhältnisse zur Heftigkeit und Gefahr des Ue-
bels. . Dunkelrothen, über die ganze Haut. verbreiteten Scharlach
sah man leicht und regelmässig verlaufen, während partieller und
stellenweiser Ausschlag mit dem Toue endigte. Der Ausschlag
war meistens glatt; die Haut bisweilen sehr geschwollen und in
der ‚Culminationsperiode des Ausschlags mitunter gruppenweise
mit kleinen, weissen Bläschen besetzt. Complicationen des Schar-
Jachs mit den gleichzeitig herrschenden ächten Pocken, Varicel-
len und Friesel kamen nicht vor. .In ‚einer Familie erkrankten
von sechs Geschwistern zuerst das jüngste, ein 5jähriges. Mäd-
chen, an heftigem. Scharlach; zwei Tage später das 10jährige
an gelindem Frieselz während der Desqüamation des jüngsten
wurde ein 13jähriges Mädchen von Scharlach ‚ergriffen, an dem
es in 24 Stunden starb; nach sechs Wochen erkrankte das 14jäh-
rige an heftiger Scharlach - Angina, und nach diesem das älteste
18jährige an einer leichten Angina mit Katarrh. Bloss das acht-
jährige. Mädchen, welches mit den andern Geschwistern. steta in
Berührung stand und auch früher noch keine Ausschlagskrank-
heit gehabt hatte, blieb verschont. — Das Fieber war vom An-
fange der Krankheit an sehr heftig und dauerte gewöhnlich bis
in die Abschuppungsperiode fort. Die Hitze war sehr gross und
brennend, weniger für den Kranken, als für den ihn Berühren-
den. Mit Fieber und Hitze stand der Durst in directem Ver-
hältnisse. — Nachdem der Ausschlag 4 bis 8 Tage gestanden,
begann die Abschuppung, ‚ohne dass ihr schneller Kintritt und
ihre Stärke mit der Stärke und Heftigkeit des Ausschlages in
Verbindung stand. In. einem mit Nota gastrica complicirten
Falle. von Scharlach trat die Abschuppung in grossen Lappen erst
vier Wochen nach dem Aufhören des Fiebers cin, Sie war bald
kleienartig, bald grosslappig.. Erfolgte sie bald, so war sie von
Fieberexacerbationen begleitet. An manchen Theilen, z. B. an
Fingern und Zehen, wiederholte sie sich zuweilen. — Secun-
därer Scharlach kam ein Mal vor. Der Kranke war ein mage-
rer; blonder Knabe von fünf Jahren. Er bekam am 28. Juni
Erbrechen, heftiges Fieber, starke Angina und Betäubung. Schon
den ersten Tag war der Körper scharlachroth.. Nach Blutegeln,