Full text: (7. Band = 1834, No 1-No 8)

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V.,Staatsarzneikunde, 
ges Gutachten immer richtig, in so fern angenommen werden 
muss, dass die aufgezählten Ereignisse nicht als Wirkung vo» 
Trunksucht anzusehen‘ sind. Noch zweifelloser wird die Rich- 
tigkeit dieser Ansicht durch die vielen Thatsachen, welche auf 
‚ein chronisches Leiden des Gehirns hindenten.. Schon während 
ızeines Soldatenlebens hatte sich S. durch sein. extravagantes Be- 
ıehmen den allgemeinen Beinamen: „närrischer Kappel“ 
ziugezogen.. Im Jahre 1812 bekam er eine Kopfwunde, in de- 
ren Folge er delirirte und epileptische Anfälle bekam. Letzter® 
dauerten nach Heilung der Wunde noch zwei Jahre fort und 
nıachten sich im Jahre 1818 wiederum bemerklich.. Hiermit ver” 
bindet sich die Trunksucht, Aerger, Verdruss,, häuslicher Un- 
frieden, Nahrungssorgen u. 8. w. — lauter Potenzen, welche daß 
Gehirn afficiren, den Kranken in einen ungewöhnlichen Schwö- 
chezustand versetzten, ihm profuse Nachtschweisse und Verlust 
des Geruchs und auch zum Theil des Geschmackes zuzogen. — 
S. leidet ausser, dem Wahnsinne yoch an Trunksucht und würde 
schon deshalb. einer mildern ‚Beurtheilung. unterliegen. . Es ist 
wahrscheinlich, dass S. häufig bloss aus böser Neigung und Ge 
wohnheit getrunken; aber es lässt sich nicht. weniger nachwel 
sen, dass die Sehnsucht nach Branntwein oft- bloss Folge des 
ungewöhnlich erschlafften Zustandes war. ‚Allein unmöglich lässt 
sich eruiren, in welchem Falle die eine, und in welchem. Falle 
die andere Ursache die allein wirkende war, da ein für alle Mal 
ein chronisch - krankhafter Zustand des Gehirns unterstellt werden 
muss. Da in diesem Falle. Trunksucht und Wahnsinn vereint 
vorkommen, so ‘kann. von Imputation gar nicht die Rede seyn. — 
Auf den Ausspruch des Berichterstatters wurde S. in’s Irrenhauß 
zurückgebracht. Schon-in den ersten Wochen zeigte er sich 
wieder als religiöser Schwärmer und Verwirrter. Später bekam 
er etwas Branntwein, worauf er total verrückt wurde und meh” 
rere Tage und Nächte in Worten ‚und T’haten tobte. [Henke’8 
Zeitschr. f. d. Staatsarzneikunde , 1833, Hft. 4.) .. (V—t.) - 
214. Gutachten über den Seelenzustand mehr6®- 
rer, zu gerichtlichen Zwecken von Dr. C. A. Tort 
untersuchten Individuen. Von % zur Untersuchung g“ 
brsichten Individuen wurden 6 seelenkrank, eins wurde aber blos® 
taub befunden. 1) Eine 67 Jahre alte Wittwe befand sich in 
einem Traumleben: ihr schwebte der vor mehrern Jahren g®“ 
storbene Ehemann vor, in dessen Besitze sie sich noch ‚immer 
glaubte, und. welcher der einzige Gegenstand ihrer Wünsche 
Triebe, Neigungen, der einzige Gegenstand ihres Gesprächs war“ 
Da gegen war sie abgezogen von der Aussenwelt und schien völl!5 
ge:fühllos für dieselbe zu seyn. . Sie beantwortete z. B. ihr vorg® 
legste Fragen bloss dann, wenn sie ihren verstorbenen Ehemann" 
be irafen, und in diesem Falle jedes. Mal sogleich. Dem Gesprä“ 
ch e über den Erblichenen war nur zu deutlich das Gepräge der da® 
Gemüth. dominirenden Empfindung des Productes der afficirte® 
Plyantasie, des Traumlebens, aufgedrückt, und daher die continult”
	        
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