22 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Nerve wieder völlig normal und erst in der Kniekehle nahm man
wieder eine ähnliche, auch 3 Zoll lange Anschwellung wahr.
Bei diesen letztern Anschwellungen war es noch deutlicher, dass
das Zeilgewebe und nicht das Nervenmark der aufgetriebene und
geröthete Theil sey, was sich auch bier abermals bestätigte, in-
dem man einen Durchechnitt durch die kranke Stelle des Ner-
ven machte, wobei das Mark der hier dickern Nervenfäden ganz
weiss aus den gerötheten Zellgewebescheiden heraustrat. — So-
nach gehört der eben mitgetheilte Fall zu den seltenen, bis jetzt
nur einzeln gemachten Beobachtungen einer Entzündung des Ner-
ven in Folge wirklich nachgewiesener localer Verwundung. Höchst
merkwürdig ist dabei die Entzündung einzelner, entfernt liegen-
der, von mechanischer Reizung nicht unmittelbar betroffener
Stellen des Nerven, die überhaupt bei Reizung einzelner Ner-
venäste vorzukommen und dann immer so stellenweise :isolirt zu
seyn scheint. Der Verf. hat wenigstens 2 Fälle von Entzündung
des Nerven an einzelnen Stellen beobachtet, wobei der Nerve
nicht traumatisch gereizt war, sondern dadurch im Reizzustand
sich befand, dass Nervenstämme oder grössere Nervenäste durch
entzündetes Zellgewebe hindurch liefen, [Casper’s Wochenschr,
f. d. ges. Heilkunde , 1833, Nr. 36.] ; (K— ee.)
13. Tetanus und Tod in Folge eines Aderlasses;
von Dr. Ros. Frorıer in Berlin. Ein 32jähriger, kräftiger Mau-
rergesell wurde am 17. März 1832 unter Erscheinungen einer
Pleuritis gastrica in’s Friedrichstädter Krankenhaus aufgenommen,
Bei seiner Aufnahme fand man erhöhte Hautwärme, geröthete
Wangen, mit gelbem, dickem Schleime belegte Zunge, Neigung
zum Erbrechen, Druck in der Magengegend, dabei seit 2 Tagen
Verstopfung. Die Respiration war beschwerlich, die Inspiration
nur flach, leicht einen trockenen Husten erregend, und durch
den Husten wurde nur etwas zäher Schleim ausgeworfen. Der
härtliche, ziemlich kräftige Puls machte in der Minute 120
Schläge. Zugleich gab der Kranke dumpfen Schmerz in der
Stirngegend und heftige reissende und stechende Schmerzen in
der linken Brusthälfte an. Er war schon 3 Tage krank und 2
Tage ärztlich behandelt worden, wobei man unter andern 4 Tas-
sen Blut aus dem rechten Arme entfernt hatte. Alle Symptome
waren durch diesen Aderlass zwar erleichtert worden, doch folgte
lebhafter Schmerz in der kleinen Aderlasswunde, der bei Auf-
nahme des Kranken unausgesetzt mehr oder minder heftig fort-
währte. Da die etwas festliegende Binde diesen Schmerz zu be-
dingen schien, so wurde sie gelöst, und da sich nun bloss eine
von unbedeutendem Entzündungshofe umgebene kleine Stichwunde
fand, so wurde darauf nicht weiter viel geachtet. Am gesunden
Arme wurde nun ein Aderlass von 4 Tassen gemacht, ein Brech-
mittel gleich darauf gegeben und kühlendes, gelind diaphoreti-
sches Regim anbefohlen. Noch am Abende zeigte sich beträcht-
liche Verminderung aller Krankheitserscheinungen, besonders be-