Full text: (7. Band = 1834, No 1-No 8)

M. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 19 
dem von einem Arzte gegebenen Rathe, den Fuss ruhig zu ‘hal- 
ten und kalte Umschläge anzuwenden, nicht Gehör gab und in 
seiner feuchten, zugichten Schlafstelle fortschlief., Am 10. Mai 
bemerkte er einige Steifigkeit im Rücken und .konnte den Kopf 
nicht nach vorn beugen, befand sich übrigens wohl und arbei- 
tete wie die Tage vorher. Abends dagegen nahm diese Steifig- 
keit zu, der Kopf war mehr nach hinten gezogen, und es stellte 
sich beschwerliches Schlucken mit sehr lästigem Gefühle von 
Zuschnüren des Halses ein. In der Nacht, während der für den 
Kranken noch nichts geschah, stiegen diese Zufälle. Am 11, 
Morgens wurde endlich ärztliche Hülfe gesucht, und da der Zu- 
stand sich sogleich als sehr bedenklich ergab, der Kranke früh 
um 8 Uhr in’s Friedrichstädter Krankenhaus aufgenommen. . Hier 
fand sich nun, dass vollkomnıen ‚ausgebildeter Tetanus zugegen 
war, zu dem sich zuweilen Trismus hinzugesellte, der jedoch 
nicht fortwährend anhielt, so dass der Kranke bisweilen leicht 
und ungehindert sprechen konnte, plötzlich aber darin zuweilen 
unterbrochen wurde, indem sich clonische Krämpfe in der Un- 
terkinnlade entwickelten, die, nachdem die abwechselnden Zu- 
ckungen kurze Zeit gewährt hatten, in tonischen, einige Minu- 
ten anhaltenden Krampf übergingen. Die clonischen Unterkinn- 
ladenkrämpfe kamen bisweilen 8o rasch, dass die Zunge sich 
zwischen die Zähne legte, und verletzt wurde, weshalb es bald 
nöthig wurde, einen Körper zwischen die Zähne zu bringen, dass 
diese nicht ganz geschlossen werden konnten. Das Bewusstseyn 
war nicht gestört, dagegen aber fanden sich alle sonst gewöhn- 
lichen Zeichen des Tetanus, namentlich hartnäckige Verstopfung, 
gereizter, sehr voller Puls’ von 120 Schlägen und rothes, auf- 
getriehenes Gesicht mit reichlichem, mehr krampfhaftem Schweisse, 
Der Kranke klagte besonders über schmerzhafte Steifigkeit im 
Rücken und über Gefühl, als fliesse Wasser den Rücken hinun- 
ter. Einige Male bemerkte man auch Zuckungen der Eixxtremi- 
täten. Da man das Uebel als Myelitis erkannte, wurden sogleich 
40 Biutegel längs des Rückgrates gesetzt und ein warmes Bad 
angewendet, An der Fusssohle war durchaus nichts Krankhaf- 
tes zu bemerken, bloss am Ballen des linken Fusses zwischen 
der grossen und zweiten Zehe war ein kleiner Stich zu sehen, 
aus dem jedoch nichts ausfloss und der auch beim Druck nicht 
schmerzie. Blutegel und Bad blieben olıne Wirkung, . Mittage 
wurde daher unter ganz gleichen Verhältnissen ein Pfund Blut 
weggelassen und Pulver aus Opium und Kalomel ana gr. jj ge- 
reicht. Abends, da noch Alles unverändert war, gab man 1 Gr. 
Bellad. mit 2 Gr. Kalomel und legte in den Nacken ein Blasen- 
Pflaster, Der Zustand blieb der Gleiche, doch war der Pule 
klein und hart geworden, weshalb in der Nacht nochmals 13 
Pfund Blut weggelassen wurden, worauf sich der Puls mehr ent- 
Wwickelte. Die tetanischen Zufälle nahmen zu: es wurde Ung. 
%eap. mit Opium in den Rücken eingerieben und ein Solver von
	        
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