18 11. Pathologie, Therapie und mediclnische Klinik,
mit Charpie und einer Binde verbunden ward; darauf erweiterte
M. noch die vom Nagel gemachte Wunde und liess einen Um-
schlag mit Laudanum benetzt auflegen; ohne ein Opiat innerlich
wieder bekommen zu haben, verfiel der Kranke nach einer reich-
lichen Stuhlausleerung in einen vierstündigen Schlaf, nach wel-
chem er ausserordentlich erleichtert erwachte. Die Kinnbacken-
bewegung war zwar noch etwas gehemmt, allein er konnte doch,
wenn er sich anstrengte, den Mund vollkommen öffnen; der
Schmerz in der durch den Nagel gemachten Wunde hatte ganz
aufgehört, auch war die Beweglichkeit des kranken Fusses zu-
rückgekehrt; Fusssohle und Ferse waren ziemlich unempfindlich,
der Rücken des Fusses hatte dagegen das Gefühl nicht verloren;
gegen Abend ward Opium (gr. jj), Kampher (5j) gegeben. Am
folgenden Tage zeigte sich die Steifigkeit im Nacken und die
Hemmung beim Kauen etwas vermehrt, auch hatte sich Kopf-
schmerz und Druck auf der Brust eingestellt; deshalb ward ein
Aderlass verordnet; der Kranke fiel zwar in Ohnmacht, fühlte
sich aber darauf viel besser; .und so erholte er sich unter dem
Fortgebrauche von Opiaten so schnell, dass am 4, Tage nach
der Verwundung alle tetanischen Zufälle verschwunden‘ waren;
zugleich hatte sich das Gefühl in der Fusssohle und der Ferse
wiedergefunden; längere Zeit blieb es dem Genesenen beschwer-
lich, die grosse Fusszehe von den andern Zehen abzuziehen; die
Operationswunde heilte erst im Verlaufe von 14 Tagen, viel frü-
her war die Wunde auf der Fusssohle geheilt. — Hunnen, wel-
cher im spanischen Kriege viele Fälle von Tetanus beobachtet
hat, fand auch bei einer Section den mit dem verwundeten
Theile in Verbindung stehenden Nerven verdickt; übrigens hat,
ausser LAKREY, so viel dem Verf. bekannt, kein Wundarzt die
Durchschneidnng des gereizten Nerven als Heilmittel des Teta-
nus empfohlen oder in Anwendung gebracht. Auch Larauv’s
Operation ward von einem gleich glücklichen Erfolge gekrönt.
Die Amputation ist zwar häufiger bei Tetanischen vorgenommen
worden, allein selten mit Nutzen; wahrscheinlich weil sie zu
spät Statt fand. Bei schnell sich steigernden Zufällen von Te-
tanus iet sicherlich die schnellste Hülfe die sicherste; einen Be-
weis liefert obige Krankengeschichte; in die Augen springt es,
dass die von M. empfohlene Operation der Durchschneidung des
gereizten Nerven, wo sie auszuführen ist, der Amputation bei
weitem vorzuziehen sey. [Lond. Med, Gaz., XT] (Br.)
12. Tetanus in Folge einer Stichwunde in die
Fusssohle, nebst anatomischer Nachweisung der
Verletzung eines Nerven; von Dr. Rosert Frozıep in
Berlin. Ein 1%jähriger, kräftiger, aber nicht stark genährter
Tischlerlehrling trat sich am 1. Mai 1833 einen Nagel in den
Ballen des linken Fusses. Nach Ausziehung des Nagels wurde
auf die Wunde nicht geachtet. Der Kranke musste fortwährend
arbeiten, hatte übrigens auch, keine Schmerzen, weshalb er auch