IL: Pathologie, Therapie und medieinische Klinik, 17
unvallkommenen Ausdruck hält, dass er aber anderer Seits eine
Apoplezxia nervosa ohne alle Congestion zum Innern des
Kopfes, ungeachtet der zum Theil dafür sprechenden grossen
Auctoritäten, nicht zugeben kann, Blässe des Gesichts ist we-
nigstens, wie der früher erzählte Fall bezeugt, dafür noch kein
Beweis und analoger Zufall mit völligem Mangel von Anhäufung
der Säfte, besonders des Blutes, dürfte wohl richtiger den Pa-
ralysen, als den Apoplexieen zuzurechnen seyn. — [Med, Zeit.
v. Vereine f. Heilk. in Preussen, 1883, Nr. 38.] (K—e.)
1}. Tetanus von einer Stichwunde in den Fuss
entstanden, und durch Zerschneidung des Nervus
tibialis posterior geheilt; von J. Mugray. Ein Schiffs-
Cadet von 15 Jahren hatte sich am 15. Aug. Abends gegen 9
Uhr einen Nagel zwischen die Metatarsalknochen der ersten und
zweiten Zehe des linken Fusses getreten und die kalte Nacht
darauf die Wache auf dem Deck gehabt. 11 Stunden nach der
Verwungung zeigten sich schon Steifheit des Nackens und Un-
beweglichkeit der untern Kinnlade; in zwei Stunden nahm bei-
des bedeutend zu; um 10 Uhr des Morgens fand nämlich M.
den Kranken in einem ängstlichen Zustande; Angst sprach aus
seinen Blicken, die Lippen waren blauroth und geschwollen; ver-
ordnet wurden Campher 3%, Tinct, Op. gtt. xx, Syr. simpl. 3}
auf ein Mal zu nehmen; die Zähne konnten kaum + Zoll weit
auseinander gebracht werden, nnd mit Mühe klemmte man ein
Stück Holz dazwischen; auf. die Wunde ward ein Umschlag ge-
legt. Nach einer halben Stunde schienen die tetanischen Zu-
fälle noch zugenommen zu haben; der Krampf hatte theilweise
lie Nackenmuskeln ergriffen;. die Zähne hatten auf dem Holze
tiefe Eindrücke gemacht; der Fuss war kalt, und wie todt;
bloss in der Wunde fühlte ‚der Kranke noch Schmerz und nur
sehr wenig konnte er den Fuss bewegen; Puls 120, gereizt,
M. beschloss den Nervus tibialis posterior zu zerschneiden. Durch
einen Längeschnitt von 14 Zoll, ungefähr 1 Zoll hinter dem
Malleolus internus, trennte er die Haut und Fasciu aponeuro-
tica, und fand bald den gesuchten Nerven, welchen er mittelst
einer Aneurysmennadel hervorhob; er war 80 dick, jedoch na-
türlich gefärbt, dass man hätte glauben können, man habe eine
Flechse statt des Nerven gefasst; allein die vom Kranken ver-
suchte Bewegung des Fusses, wodurch die Flechsen gespannt
wurden, der herausgezogene Strang aber ruhig blieb, beseitig-
ten jeden Zweifel. Schnell ward nun der Nerv zerschnitten, was
einen heftigen Schmerz verursachte; der Kranke, der wegen
der Verschliessung des Mundes vorher nur unverständlich ‚spre-
chen konnte, öffnete den Mund augenblicklich, verlor sogleich
die ängstlichen Gesichtszüge, und gab an, er fühle sich bedeu-
tend erleichtert, und neues Leben im Fusse; auch fühlte er
Drang zum Stuhlgange. Sehr wenig Blut war aus. der Wunde
geflossen, welche mit Heftpflaster zusammengezogen und einfach
Summarium d. Medicin: 1834. VII 5