220 IM. ‚Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Ausgang, da das Kind beim Abhalten unruhig wurde und einige
Male 2—4 Tropfen Schleim aus der Harnröhre presste, der
sich als Blasenschleim durch wiederholtes fruchtloses Streichen
von der Wurzel bis zur Glans penis und durch Mangel von Rö-
the derselben und Erection auswies. Um .den Zahndurchbruch
gu fördern, liess der Verf. den, sich ihm so oft als bestes Er-
weichungsmittel bewährten Honig einreiben und auf den Unter-
leib ein frisch: gekochtes Stück flächsenes Garn legen, was er
früher bei sehr vielen Urinbeschwerden wohlthätig gefunden hatte.
Auch liess er Kampherlinimente mit Hyosc. in den Rücken rei-
ben und innerlich Sal tart. mit Acet. squill., doch ohne allen
Erfolg nehmen. Alles blieb sich zwei Tage gleich, nur wollte
der bleicher gewordene Knabe nicht essen, ‚doch sog er gern.
Harn floss durchaus nicht aus ‚der Harnröhre; den 3. Tag be-
kaın das Kind, ebenfalls vergeblich, Uva Ursi und Senega-
Decoct. Den 5. Juni schwoll die Magengegend an, ‚die Blasen-
gegend aber blieb natürlich. . Dagegen wurde das Kind unruhi-
ger, fleberte aber durchaus nicht, auch blieben die etwas feuchte
Haut ‚und der Athem ohne allen urinösen Geruch. - Salpeter und
Manna brachten: Oeffnung, die. nun auch zu mangeln anfing. Den
6. gab S. Squilla, den 8. Lac. sulph. mit Calom., weiche wohl-
thätig auf den Stuhl wirkten und die Unmhe wegnahmen,.'den
9. Inf. Senn., worauf wieder mehr Sauglust eintrat. Den 10, er-
schienen Gesicht und Extremitäten gedunsen, noch immer aber
mangelte Fieber und jede vicarirende Tirätigkeit. Den 11. be-
merkte man zuerst Engbrüstigkeit; reichliches Laxiren aber, nach
mit Essig geschärften Lavements, dann nach Inf. Senn., detu-
mescirte und machte. den Athem wieder frei. . 4 Zähne waren
durch, doch hatten sich die Hügel der Augenzähne gehoben,
Blasengegend und Genitalien blieben natürlich und Streichen der
Jetztern brachte keinen Schleimausfluss zu Wege. Den 12. wurde
bloss das Linimentum diureticum eingerieben und, als die Haut
wieder schwoll, den 13. und 14 das Kind plötzlich in kaltes
Wasser getaucht, da plötzliches Herabspringen in’s Meer ‚sofort
zum Urinlassen reizt, selbst wenn die Blase so eben entleert
worden ist, doch auch dies war vergebens. Den 16, traten starke
Convulsionen, doch ohne. Urindrängen, ein, die Moschus hob. ‘Den
317. kehrten dieselben zurück, wichen aber. wieder dem Moschus.
Nun traten jedoch hydrencephalische Zufälle mit Erbrechen ein,
und den 18. früh starb der Knabe, 2 Stunden nachher war die
blaumarmorirte Leiche schon in den Schenkelbiegungen dunkel ge-
färbt, der Leib nirgends im Mindesten anfgetrieben, ganz schwarz,
die Extremitäten noch biegsam, nur wenig geschwollen. An Se-
ction war wegen Vorurtheils der Eltern nnd Mangel an Raum
nicht zu denken. [Med, Zeit. v. Vereine f. Heilk. in Preussen,
1833, Nr. 39.] (K—e.)