M, Pathologie, /"herapie und, medicinische Klinik, 15
Verstopfung und beschwerlichen Abgang eines sedimentösen Harns.
Ein Aderlass, der diesem in spirituösen Getränken ausschweifen-
den Kranken 1819 eines fieberhaften Zustandes wegen gemacht
wurde, hatte auf obige Zufälle keinen günstigen Einfluss; denn
sie nahmen überhand, widerstanden jedem Mittel, ja, es ge-
sellte sich noch Lähmung der untern Extremitäten dazu. Von
dieser Zeit an hörte der Abgang des Darmkothes und Harnes
gänzlich auf, und Patient musste nach jeder Mahlzeit viel trin-
ken und 2—3 Stunden nachher unverdaute Speisen 'erbrechen.
Ausserdem erbrach er alle 30— 40 Tage (oder Stunden?) Koth.
Die Zunge blieb dabei rein, der Unterleib war zusammengezö-
gen und bei: der Berührung nicht schmerzhaft. Kin-Druck zwi-
schen dem Dornfortsatze des letzten Rücken- und des ersten
Lendenwirbels erregte Schmerz; unterhalb dieser Stelle hörte
alle Empfindung auf. Der Kranke konnte weder auf dem Rü+z
cken liegen, noch: sich wenden; weshalb er im Bette sass. Seine
Füsse waren tetanisch gestreckt, die Kniee liessen sich biegen,
die Geschlechtstheile waren gelähmt. Im Verlaufe der Krankheit
kam das tägliche Erbrechen früher, und das Kothbrehen hörte
vom 5. März 1829 bis 19. April 1831 ganz auf, Patient brach,
dem Gewichte nach, eben so viel aus, als er genossen. Seit
dem Aufhören des Kothbrechens traten häufiger plethorische,
selbst feberhafte Zufälle, manchmal mit Brustleiden, hervor, Pa-
tient verträgt keinen Wein, trinkt aber täglich 4 Unzen starken
Branntwein, der ihm 'nebst einer Cordial- Mixtur unentbehrlich
geworden ist. — Dr. LIPricH salı diesen merkwürdigen Kranken
den 26. Nov. 1832. Es war nunmehr das 13. Jahr, dass
Patient weder Koth noch Harn abgesetzt hatte. Spei-
sen brach er täglich; allein Koth seit 1829 nicht mehr, UVebri-
gens war der Zustand, wie er oben geschildert ist. — Bei die-
sem Kranken sind ohne Zweifel Läsionen des Rückenmarks, her-
beigeführt durch Spinalerschütterung,. Das Kothbrechen muss man
für ein kritisches Bestreben nehmen. Urinös war das Krbro-
chene nie. Der Abgang der Speisen- Nahrung wird grossen Fheils
durch den Branntwein ersetzt. [Med. Jahrb. d. k, k. Österr.
Stactes, Bd 14, H.1.] - (V—t.)
10.. Nervöse Apoplexie; vom Geh. Med. Rathe Dr. Ban-
TELS. An einen vor Kurzem mitgetheilten Falle von nervöser
Apoplexie (Summar, VI, 2835) reiht B. jetzt folgenden: Kin vol!-
blütiger, anscheinend robuster, somatisch und psychisch sehr reiz-
barer und oft von rheumatischen oder hämorrhoidalischen Be-
schwerden geplagter Funfziger hatte bereits früher. nach starken
Congestionen nach oben einen lähmungsartigen Zufall erlitten,
wovon einige Verzogenheit der einen Gesichtsseite, öfteres Thrä-
nen des einer Augen und meist nur gelindes Zittern der Hände
zurückgeblieben waren. Doch konnte er seinen Geschäften in
der Regel nachgehen, wurde aber dabei sehr häufig von starken
Gemüthsaufregungen ergriffen. Am 5, März 1833 spürte er nach