VI. Staatsarzueikunde. 191
ist, wenn der Abgang derselben durch einen ordentlichen Ge-
burtsact bewirkt wird und wenn in demselben ordentliche Spu-
ren eines Embryo gefunden werden, indem sie nur nach dem
Absterben der Frucht in den ersten Monaten der Schwanger-
Schaft dadurch entstehen, dass entweder der Mutterkuchen noch
einige Zeit fortwächst, oder das Ei anderweit degenerirt, ehe
68 ausgestossen wird. [Wildberg’s Magaz. f. d. gerichtl. Arznei-
Wissenschaft , Bd. 2, Hft. 2.] (Y—t.)
132. Gerichtlich-medicinisches Gutachten über
tin neugeborenes Kind; von Wacner. Die Mutter hatte
heimlich geboren und das Kind, da sie an demselben kein Leben
bemerkt habe, weggesetzt, nachdem sie die Nachgeburt in den Ab-
tritt geworfen. Der weibliche Leichnam wog 22 Pfund und 22
Loth, und maass 163 Zoll... Ueberall stiess man auf Beweise von
Fäulniss. Der Querdurchmesser des Kopfes betrug 4 Zoll; der
Längendnrchmesser 43 Zollz der längste Durchmesser (vom Kinne
his zum hervorragenden Höcker des Hinterhauptbeines) 54 Zoll.
Der Kopf war schwach mit einem Zoll laugen Haaren bewachsen;
die Fontanellen hatten die Grösse, welche sie bei einem etwa 7mo-
Natlichen Kinde zu haben pflegen; die Knorpel der Ohren und Nase
waren noch sehr weich. Die Breite zwischen den Schultern be-
trug 6} Zoll. Am Nabel befand sich noch ein 3 Zoll langes, nicht
Unterbundenes, in Fäulniss übergegangenes Stück der Nabelschnur.
Der Querdurchmesser der Hüfte betrug 4} Zoll. Die. Nägel an
Fingern und Zehen waren weich und ragten nicht über das Fleisch.
— Von dem, was man in der Leiche fand, wird hier hauptsächlich
nur das Abweichende angeführt: Die Leber war etwas zu weich;
der Ductus venosus offen; die Milz hatte ebenfalls Spuren von
Fäulnise; die Harnblase war leer, Die Wölbung des Zwerchfells
Taste bis zwischen die 5. und 6. wahre Rippe hinauf. Der Herz-
beutel war von den Lungen nicht bedeckt. Beide Lungen füllten
die Pleurasäcke nur zum Theil und sahen dunkelbraunroth. Bloss
an Zwei Stellen jeder Lunge unterschied sich eine hellrothe Farbe
Von der Grösse eines Silbergroschens. Sämmtliche Brusteinge-
Weide wogen 1 Unze 3 Drachmen 2 Scrupel und 13 Gran, und
Schwammen auf dem: Wasser. Die von der Thymus getrennten
Lungen wogen 7 Drachmen 2 Scrupel und 6 Gran, und schwam-
Men vollkommen. Aus den, in die Lungen unter dem Wasser ge-
Machten Einschnitten stiegen nach eirem gelinden Drucke Luft-
bläschen empor. Bei dem Einschneiden in die Lungen ausser-
halb des Wassers hörte man ein Knistern. Bei einem gelinden Dru-
cke quoll aus den Schnittflächen etwas schäumiges Blut. Die Lun-
gen einzeln, ihre Lappen und einzelne Stückchen schwammen
ebenfalls, Das Herz mit dem Herzbeutel und der Thymus ver-
bunden erhielt sich auf der Oberfläche des Wassers. An der
Überfläche des Herzens bemerkte man mehrere mit Luft gefüllte
päschen, Die Herzkammern und Vorkammern waren fast ganz
b ütleer; das Foramen ovale und der Duct. arterios. waren offen.
8 Evöffnete Herz sank nun im Wasser unter und blieb zu Bor