Full text: (7. Band = 1834, No 1-No 8)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
burt eines reifen und lebensfähigen Kindes zu der Zeit erfolgt, 
wo die Menstruation, von der Empfängniss an gerechnet, zum 
zehnten Male hätte wieder eintreten müssen. Dies geschieht, 
die Empfängniss mag bald nach oder kurz vor der Menstruation 
Statt gefunden haben, und so kann das Kind etwas unter oder 
über 280 ’Fage im Mutterleibe verweilen. Die Geburt kaun auch 
in den Fällen um einige Tage differiren, in welchen die Men- 
struation bei ungeschwängerten und gesunden Personen einige 
Tage zu früh oder zu spät erscheint. Alleiti die rückkehrende 
Menstrualzeit kann nicht die alleinige Ursache der Geburt seyn, 
denn sonst wäre unerklärbar, warum die Menstrualbewegungen 
bloss im zehnten und nicht schon im neunten Schwangerschafts- 
monate solche Wirkung haben. , Es muss also nothwendig noch 
etwas mitwirken, und diese Concausa erklärt die Möglichkeit ver- 
späteter Geburten. Während der Schwangerschaft entwickeln 
sich die Muskelfasern der Gebärmutter, und die beginnende "T’hä- 
tigkeit dieses Urgans steigt nach und nach, und mit. Ende des 
zehnten Schwangerschaftsmonates so hoch , dass sie nür einer 
leisen Bewegung bedarf, um als selbstständige "Chätigkeit vor 
Augen zu treten, Zu diesen Anregungen gehören die lebhaftern 
Bewegungen der reifen und ausgebildeten Frucht in der letzten 
Zeit der Schwangerschaft; die stärkere Ausdehnung der Gebär- 
mutter in dieser Zeitz das sich in der Gebärmutter mehrende 
Blut, welches nicht mehr von dem Mutterkuchen aufgenommen 
wird, indem die zur Reife gediehene Frucht zu einer andern 
Nahrung hingewiesen wird; das hei der grossen Gebärmutteraus- 
dehnung eintretende Missverhältnisa der Widerstandsfähigkeit. des 
untern Theiles der Gebärmutter gegen den obern, und endlich 
die gewohnten Menstrualbewegungen um diese Zeit. Diese Um- 
stände wecken und unterstützen die 'Thätigkeit der Muskelfaser 
des Uterus. — Fehlt nun zur 10. Menstruationszeit die, die 
Geburt bewirkende Thätigkeit der Gebärmuttermuskelfasern, so 
erfolgt die Geburt nicht, und sie tritt dann später ein. Dieses 
Unvermögen der Muskelfasern ist entweder unbedingt, insofern 
die Muskelfasern zu schwach sind, um durch ihre kraftlose Zu- 
sammenziehung die Geburt bewirken zu können; oder bedingt, 
indem entweder zur 10. Kintrittszeit der Menstruation der Uterus 
überhaupt noch nicht zu dem Grade von Ausdehnung gelangt ist, 
der die Irritabilität der Muskelfasern zu erwecken im Stande ist; 
oder indem der untere Theil der Gebärmutter der Thätigkeit des 
übrigen Theiles derselben noch zu viel Widerstand leistet; oder in- 
dem die Ernährungsfähigkeit des Kindes noch nicht gesättigt ist 
und deshalb zur 10. Eintrittezeit der Menstruation das Blut von 
dem Mutterkuchen aufgenommen, zur Ernährung des Kindes ver- 
wendet wird und sich also nicht in den Gebärmutterwänden anhäu- 
fen kann, oder wenn sich das Kind nicht lebhaft bewegt, oder 
endlich wenn zu dieser Zeit die Menstraalbewegungen zu schwach 
und unyollkommen siad. In allen diesen Fällen fehlt es an den Po-
	        
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