1 Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 139
zunehmenden Respirationsbeschwerden stellte sich heftiges Herz-
klopfen, unruhiger Schlaf, starkes Fieber mit sparsamem Harn-
abgange ein. Der Herzschlag war in allen Regionen des Tho-
rax und selbst auf der rechten Seite des Rückens mit dem blos-
sen Ohre deutlich wahrzunehmen. Der Thorax war verschoben
und näherte sich der Form der Hühnerbrust, Vermöge des Ste-
thoskops gelangte man zu der Ueberzeugung, dass eine Dilatatio
cordis, wahrscheinlich mit Hypertrophie desselben, die Leiden
Veranlasse. Der Tod erfolgte. in der Mitte Februars, — Ein
blühender und wohlgenährter Knabe von + Jahren, der die Den-
tition beinahe, überstanden hatte und bis auf ein: kaltes Fieber
in verwichenem Sommer stets ‚wohl gewesen war, bekam den
2. März wieder Zufälle, mit welchem die erwähnte Intermittens
eingetreten war. Man fand deshalb ein Emeticum für zweck-
mässig, ‚welches einige Male, und selbst noch die nächste Nacht
wirkte, Das Kind war am Morgen bleich, matt, hatte kühle
Hände, kleinen Puls, feuchte Haut und schrie, wenn man es
anfasste, obgleich Magengegend, Unterleib u. 8. w. .nicht em-
ptindlich waren, Noch diesen Vormittag um 10 Uhr trat plötz-
lich und unvermuthet der Tod 'ein. Eben so plötzlich hatten
die. Eltern vor einigen Jahren unter ähnlichen Zufällen ein 10-
monatliches Kind verloren. — Pathologisches Interesse hat zwei-
felsohne folgender Fall: Ein Mann von 32 Jahren hatte in sei-
ner Jugend über nichts zu klagen, als über grosse Neigung, sich
Zu erkälten, Diese Neigung war so gross, dass ihm schon das
Wechseln der Wäsche oder das kurze Stillstehen im Freien eine
Erkältung zuzog. In diesem Falle ‚bekam er ein Rieseln und
Stechen in der Zunge, worauf es ihm dunkel ward vor den Au-
gen; er kennte nicht lesen, nicht sehen, und der Kopf ward ihm
schwer. Dieser Zustand hielt eine halbe Stunde an, worauf er
Uebelkeiten , Erbrechen, die heftigsten Kopfschmerzen bekam,
welcher Zustand im Ganzen 24 Stunden dauerte. Nachdem diese
Zufälle zwei Jahre repetirt hatten, trat im 1%. Lebensjahre die
noch jetzt ihn plagende ungewöhnliche Hautausdünstung an ihre
Stelle. Die kleinste Anstrengung versetzt ihn in Schweiss, wel-
cher SO unangenehm sauer riecht, dass die Umgebungen die
heftigsten Kopfschmerzen bekommen. Das Uebel ist nicht zu
allen Zeiten gleich heftig. Am schlimmsten ist es den Tag nach
dem gepflogenen Beischlafe. Pat. fühlt sich dann etwas ermat-
letz es tritt heftiges Brennen in der Haut des Oberleibes, vor-
nehmlich der Brust, ein, und auf der Haut zeigen sich rothe
Flecken, 80 gross wie Linsen; den 2. Tag vermindert sich das
Brennen in der Haut und damit auch der übele Geruch des
Schweisseg etwas, aber nicht ganz. Dieses Uebel ging von Mut-
ter auf den Sohn, und von diesem (dem Kranken) wieder auf
sein Kind über. Vor zwei Jahren reiste Pat., nach einem hart-
näckigen Wechselfieber, nach Marienbad, wo er sein Jästiges
Schwitzen verlor, allein kaum in Berlin angekommen, kehrte es