Full text: (7. Band = 1834, No 1-No 8)

B- II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
den sich oberflächlich heftige, durch Druck stets zunehmende 
Schmerzen. Ein Aderlass von 16 Unzen und ein zweiter gleich 
starker am Abende schafften keine Erleichterung. Auch hatte 
der in grossen Gaben gereichte Tartf. stib, mit Sal. Glaub. keine 
Wirkung. Abends zeigte das Blut Entzündungshaut. Der ganze 
Körper war mit reichlichem, wässerigem Schweisse bedeckt, die 
Krämpfe nach wie früher, das Gesicht noch mehr verzerrt, der 
Musc. orbicul. oris fest, so dass ein harter Strang im Munde 
zu liegen schien, der Gesichtsausdruck ängstlich, der Kranke 
aber dabei ruhig, gelassen. Der Kopf schmerzte nicht, Fragen 
wurden gehörig beantwortet, die Zahnreihen konnten aber nicht 
mehr von einander entfernt werden. Von Zeit zu Zeit stellten 
sich schiessende Schmerzen von der Mitte des Rückens bis in 
den untersten Theil des linken Fusses ein. Dabei war der hef- 
tigste Schmerz in der Magengrube und in beiden Leistengegen- 
den, wo sich die Empfindung fand, als würde ein spitzes Mes- 
ser eingestossen. Die leiseste Berührung steigerte die Schmers 
zen merklich. Sollten die untern Gliedmaassen bewegt werden, 
oder wurden sie zufällig berührt, so wurden sie sogleich steif, 
was neue Schmerzen machte. Der Urin war reichlich, röthlich, 
roch süsslich und wurde. später weiss, milchfarben: Stuhl war 
noch. nicht erfolgt. Der Aderlass wurde wiederholt und später 
am Abende noch längs der Wirbelsäule 20 Schröpfköpfe ge- 
setzt, grosse Vesicatorien an die Waden gelegt und ein Salzkly- 
stier gegeben, worauf Oeffnung folgte. Sonst minderten sich 
die Symptome durchaus nicht. Tags darauf waren die Schmer- 
zen von der %, Rippe beider Seiten bis zu den Fusszehen so 
heftig, dass keine Stelle berührt werden konnte, ohne dass der 
Kranke die heftigsten, schmerzvollsten Qualen hatte. Die Glied- 
maassen aber waren frei, schmerzlos ; ihre Bewegungen jedoch 
unvollkommen, 'zitternd, Alles übrige hatte sich verschlimmert, 
Trotz Kalomel und Opium, Blutegeln in den Nacken, Einreibun- 
gen des Ung. neapol, in den Kücken und Sinapismen an die 
Arme bildete sich Nachmittags völliger Opisthotonus aus, wobei 
nicht ein Mal mehr der Druck der Bettdecken vertragen wurde. 
Der‘ Schweiss wurde sehr reichlich und auf Rücken, Brust und 
Bauch zeigten sich weisse Frieselbläschen. Das Bewusstseyn war 
ungetrübt, Schlaf aber fehlte, weil mit Neigung zum Schlaf sich 
heftig schiessende und schmerzhafte Erschütterungen vom Rü- 
ckenmarke auf die untern Gliedmaassen verbreiteten. Der Urin 
musste mittelst Katheter ausgeleert werden, war weisslich, trübe 
und zeigte nach einer Stunde weissen Bodensatz. Anfälle des 
Opisthotonus kamen erst alle 2—3 Stunden, dann alle 10 Mi- 
nuten. Die Stimme wurde schwer, der Schmerz stieg immer 
noch, das Gesicht wurde. verzogener, das: Athmen schwerer und 
nun trat auch Schluchzen ein, Am nächsten Morgen starb der 
Kranke, nachdem er bis 14 Stunden ‚vor dem Tode völlig bei 
sich gewesen war, 14 Stunden nachher wurde die Leiche, die
	        
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