Full text: (7. Band = 1834, No 1-No 8)

VII. Staatsarzneikunde. 1 
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geht der Harn doch regelmässig ab und die Nieren-.,und Bla- 
Sengegend bietey nichts Krankhaftes dar, 8) Auch die Geschlechts- 
theile scheinen von gesunder Beschaffenheit, und die ‚Menstrua- 
tion fliesst regelmässig... Von einem krankhaften Ausflusse ist 
Nichts zu bemerken. 9) Patientin ist abgemagert, blass, er- 
schöpft, liegt fast immer im Bette und kann sich ausserhalb des- 
selben nur mit Mühe, zusammengekrümmt,. sich an andere Ge- 
genstände anhaltend, oder auf den Knuieen rutschend, fortbewe- 
gen. Bei mässigem Drucke auf den Unterleib klagt sie über 
heftige Schmerzen und schreit ..oft laut aufz. so. auch anfangs 
bei Untersuchung der Genitalien. ‚;, Uebrigens. war in dem Habi- 
tus nichts Auffallendes,. — Gutachten:. erste Frage: Ist die 
R. krank und woran leidet sie?.. Sie ‚ist wirklich bedeutend krank 
und leidet am meisten am Gehirne und Nervensysteme, wie auch 
an den Verdauungswerkzeugen, namentlich an dem Nährungs- 
canale,. doch sind seit einiger Zeit auch die Lungen in Mitlei- 
denheit gezogen. Beweise für diese Behauptung sind die. An- 
fälle von Krämpfen, der :theilweise gelähmte Zustand der Mus- 
keln, der Abgang einer eiterähnlichen, mit Blut gemischten Ma- 
terie aus dem Mastdarme und der mit übel beschaffenem Aus- 
wurfe verbundene Husten. — Zweite F rage; Rührt die Krank- 
heit der R, von den ihr zugefügten Misshandlungen mit Ge- 
wissheit her, oder ist sie, wahrscheinlicher Weise davon entstan- 
den, oder nicht? Dies ist nicht wahrscheinlich, denn 1) schei+ 
nen jene Misshandlungen und namentlich. die ‚Fusstritte auf den 
Leib und die Brust nicht so stark gewesen zu seyn, um ‚eine 
so bedeutende Wirkung hervorbringen zu können, denn an den 
ersten Tagen nach den Misshandlungen waren. nur. geringe Spu- 
ren davon äusserlich wahrnehmbar. Wenn äusserlich gering schei- 
nende Verletzungen innerlich-bedeutende Verletzungen hervorbrin- 
gen, so sind sogleich die gefährlichsten Zufälle die unausbleib- 
lichen Folgen davon.: Dies war bei der R. nicht der Fall. Fer- 
ner tritt nach ‚jeder mechanischen Verletzung als. unmittelbare 
Wirkung ein mehr oder weniger heftiger Grad von Entzündung 
in dem verletzten Orgaue ein... die der Grösse der verletzenden 
Gewalt proportional ist.. Dass aber bei der R. nach erlittener 
Misshandlung eine heftige Unterleibs- ‚oder Brustentzündung ein- 
getreten wäre, ist nicht bekannt, und alle Umstände der damg- 
ligen Zeit sprechen geradezu dagegen. Was die Krämpfe anbe- 
trifft, so können diese zwar nach erlittenen Misshandlungen und 
besonders durch die dabei Statt findenden Gemüthsbewegungen 
ytstehen, allein häufiger entstehen dann wirklich epileptische 
Krämpfe, mit welchen. die krampfhaften: Beschwerden der R, 
zwar Äehnlichkeit haben, aber nicht völlig übereinkommen. Al- 
lein auch hiervon abgesehen, so geht aus der Beschaffenheit des 
Unterleibsteidens bestimmter hervor, dass dasselbe nicht Folge 
der erlittenen Misshandlungen seyn kann; denn es besteht nicht 
a einem bloss dynamischen, sondern in einenı organischen Lei-
	        
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