Full text: (7. Band = 1834, No 1-No 8)

VII. Staatsarzneiknnde. 
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gesehen und dickleibig gewesen seyn. Ihrer Aussage gemäss 
war sie eines Tages von ihrer Herrin geohrfeigt und mit dem 
Kopfe hart gegen einen Mauerpfeiler gestossen; ein andermal 
mit einer Feuerzange zu wiederholtenmalen auf den Kopf ge- 
Schlagen, wiederum eines Tages mit der Faust wiederholentlich 
so heftig auf den Kopf geschlagen worden, dass ,ihr der Kamm 
in den Haaren zerbrochen und sie niedergesunken sey, und am 
Morgen des 9. Mai hatte sie ihr Dienstherr zu Boden geschla- 
gen und-sie mit grösster Heftigkeit auf den Leib, insbesondere 
auf den Unterleib, die Seiten und die Brust getreten, Bei der 
Untersuchung am, 11. Mai fand man ar der äussern Seite des 
rechten Oberarms eine blau gefärbte Anlaufung von der Grösse 
eines Handtellers, Fieber und alle Zufälle von behindertem Athem- 
holen. Am 13. Mai kam sie „zur Cur vom Erbrechen“ in die 
Charite, aus welcher sie am 16. Juni als geheilt entlassen wurde. 
Bei ihrem Eintritte daselbst fand man an ihr weiter keine Verle- 
tzung, als eine unbedeutende Sugillation an der äussern Seite 
des rechten Oberarms und eine zwei Zoll lange und 14 Linien 
breite viereckige Excoriation an der linken Brust über der Warze: 
UVebrigens war die R, fieberfrei und sehr gesund. Bald nach ih- 
rer Entlassung, und zwar schon am 21. Juni, wurde sie bett- 
lägerig, klagte über heftige Schmerzen im Kopfe, in der Brust 
und im Unterleibe. Die Lebergegend war geschwollen und em- 
pfindlich, wie auch die Schamtheile, und der sanfteste Druck in 
der Gegend der Harnblase und‘ Gebärmutter erregte die heftig- 
sten Schmerzen. Koth und Harn gingen oft erst nach 2 bis 4 
Tagen, und letzterer nur knieend, tropfenweia und unter; den 
heftigsten Schmerzen ab. Vor Angst und Schmerzen kratzte die 
Kranke oft Kalk von den Wänden und zerzupfte unter fürchter- 
lichen 'Geberden alles, was ihr unter die Hände kam. Im Jul 
litt sie an Krämpfen aller Art, sprach und hörte nicht, und sprach 
dann wieder, aber ohne zu hören. Den 21. genannten Monats 
bekam sie, ohne Verminderung der Bauchschmerzen, einen star- 
ken, übelriechenden, eiterartigen Ausfluss aus den Geschlechts- 
theilen, der bis zum 26. anhielt, und so copiös wurde, dass er 
die Kleider und das Bett durchnässte. Dabei erregte das Harn- 
lassen beständig schmerzhaftes Brennen. Bei der Untersuchung 
der Geschlechtstheile am 24. Juli wurden diese zwar in gesun- 
dem Zustande angetroffen, aber die Kranke fiel dabei in epilep- 
tische Krämpfe. Nachdem Patientin bis Mitte Novembers 1823 
Ohne Erfolg ‘ärztlich behandelt worden war, kam sie in‘ das me- 
dicinische Klinikum, wo sie bis Ende Augusts 1824 blieb, ohne 
in Ihrer Besserung Fortschritte zu machen. Sie litt in dieser 
Zeit besonders an heftigen Schmerzen im Unterleibe und an häu- 
figen Anfällen von Brustkrämpfen und Convulsionen, welche durch 
jede Körperanstrengung, selbst durch das Gehen geweckt wur: 
den. Der Arzt, welcher sie von jetzt an behandelte, berichtet 
unter dem 29, Januar 1827: Patientin klagt noch immer über 
ıeftigen Schmerz in der rechten Seite des Unterleibes, als der-
	        
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