VI. . Psychiatrie.
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ale Priester exponirt war, ja, er wusste nicht wer er sey, wie
der Ort ‚seines Aufenthalts heissez er wusste blogs noch seinen
Namen und Geburtsort. — Im: Januar 180%. starb er. plötzlich
am Schlage: im 85. Lebensjahre. .. Er. hatte stets stark geschnupft
und viele Jahre bloss Spaniol genommen. Ob dies die Ursache
der Gedächtnissschwäche war, ist nicht zu entscheiden. — Fälle
von Verlust des Gedächtnisses nach schweren Krankheiten sind
nicht gar selten; aber eine solche: ausserordentliche Schwäche,
öder vielmehr ein solches gänzliches Erlöschen des Gedächtnis-
ses, wie in obigem Falle, ist eine Merkwürdigkeit, und wir ha-
ben zu bedauern, dass das Gehirn nicht untersucht werden
konnte. [Medio, Jahrb. des k. k. Österreich. Staates, Bd, 14,
St. 1.) (V— tt.)
92. Ueber den sogenannten Brandstiftungstrieb;
von Dr. N. F. P. A, Hansen in Schleswig. ‚Die Meinungen von
dem Brandstiftungstriebe oder der, zu unfreiwilliger Brandstif-
tung gesteigerten Licht - und Feuergier, wie auch von. der Un-
zu - oder Zurechnungsfähigkeit solcher Individuen, sind zwischen
dafür und dawider getheilt, ‚Jedoch stimmen ‚sie darin - überein,
dass die in der Pubertätsentwickelung stehende Jugend biswei-
len in einen krankhaften Gemüthezustand verfallen und in Folge
dessen unfreiwillig zur Brandstiftaug kommen könne. Aber diesen
krankhaften Gemüthezustand hat noch niemand erklärt: überall ver-
missen wir die Angabe seines Charakters, seiner. Aeusserungs - und
Entwickelungsart.. Dieser. durchaus dunkele,. krankhafte Gemüths-
zustand muss eigener Art und von.den bekannten Formen der Ge-
müthskrankheiten verschieden seyn; denn kein Beobachter gedenkt
einer selbst nur anscheinenden Aehnlichkeit desselben mit letztern,
und in den gewöhnlichen Formen der Gemüthsleiden äussert sich
selten Neigung zu Brandstiftung, selbst wenn es weder an Trieb
zum Zerstören und Schadenstiften,, noch an Verschlagenheit und
List zur Befriedigung desselben, noch an Gelegenheit fehlt ,. heim-
lich zu Licht und Feuer zu gelangen. Verf. versucht eine Krörte-
rung dieses Gegenstandes folgender Weise: das geistige Leben des
Menschen beruht auf steter Wechselwirkung des Verstandes und
des Gemüthes, wodurch alle geistige Bildung. und Ausbildung zu
Stande kommt, Dazu hat die Natur „ wie bei der Entwickelung des
Körpers, bestimmte Perioden mehr oder weniger deutlich bezeich-
net. Bis zum 14, oder 16. Lebensjahre herrscht ein ruhiges Ge-
Mmüthsleben zur ersten Bildung des Verstandes vor. Bis zum 20.
oder 25. Jahre ist ein stürmisches Gemüthsleben zur völligen Aus-
bildung des Verstandes dureh Entwickelung ‚eines klaren Selbstbe-
Wuüssiscyns vorherrschend. - Bis zum 50. bis 60. Jahre steht das
physische Lehen im Gleichgewichte, und von dieser Periode an
nimmt das. Seelenleben allmählich ab und. das Gemüth schreitet
endlich bis zum kindlichen zurück. Nun bedarf aber, wie der
Körper, 80 auch der Geist zu seiner Erhaltung und Ausbildung ei-
ner steten Krnährung und Vebung, In den ersten beiden Lebens-