V. Gynäkologie und Pädiatrik. 118
war er mit Schleim überzogen. : Vf. diagnosticirte auf chronische
Urethritis, die er binnen 10-—12 Tagen durch tägliches 2-—3ma-
liges Einspritzen von Chlor und Althädecoct heilte. — Bei der Re-
Ponirung eines, in Folge von Indigestion, eingeklemmten Schen-
kelbruches beabsichtigte man, durch den Katheter die Blase zu
entleeren. Durch den schlechten, an den Rändern der Oeffnung
rauhen und ungeschickt eingeführten Katheter wurde die Harn-
röhre so heftig gereizt, dass Blut ausfloss und starke Schmerzen
Entstanden. Nachdem der Bruch treponirt worden, stellten sich
brennende, beissende Schmerzen in der Harnröhre ein, die be-
sonders während des Harnens heftig, ja selbst krampfhaft wurden.
Nach mehreren Tagen nalımen diese Schmerzen allmählich ab, und
es stellte sich ein Schleimausfluss ein. Als die Kranke untersucht
wurde, klagte sie beim Drucke auf die Harnröhre über Schmerz,
der beim stärkeren Drucke zunahm. Der Empfindung der Kran-
ken nach, floss gleichzeitig Schleim aus. Der eingebrachte Kathe-
ter war, nach vorsichtigem Herausziehen, voll von dickem Schleime.
Auch hier war, und zwar in Folge mechanischer Verletzung, Ure-
thritis entstanden und schon in den chroniselien‘ Zustand überge-
gangen. Das Uebel wurde ebenfalls durch Chlorinjectionen ge-
heilt. — In einem andern, diesem ähnlichen, Falle bewährte sich
das Chlor ebenfalls heilsam. — Die Urethritis der Frauen tritt als
reine Entzündung und dann als sogenannte katarrhalische Entzün-
dung auf, Der Verlauf beider Formen ist von der Urethritis bei
Männern. wesentlich nicht verschieden, ausser dass der Schmerz
beim Drucke auf die Harnröhre meistentheils etwas grösser ist. Ue-
brigens ist diese Krankheit nicht leicht zu erkennen, und macht
eine genaue Untersuchung durchaus nothwendig. ' Verwechselt wird
sie leicht mit folgenden Krankheiten: 1) Cystitis, zumal wenn der
Blasenhals und die vordere Wand entzündet sind. Bei Cystitis ist
der Schmerz heftiger brennend und nicht, wie bei Ureihritis , auf
die Harnröhre beschränkt. Der Drang zum Harnen ist dort hefti-
ger als hier; der Harn ist im ersten Falle sehr geröthet, glühend,
im andern aber von normaler Farbe. Der Harn geht unter bren-
nenden Schmerzen häufig nur tropfenweise ab, ja es findet sich
bisweilen Harnverhaltung, während der Harn bei der Urethritis
erst Schmerz macht, wenn er durch die Harnröhre fliesst und
Schleimflocken enthält, was bei Cystitis nicht der Fall ist, 2) Cy-
stoblennorrhoea und Blaseneiterung. Der Schleim, welcher sich
hier im Harne zeigt, bildet ein flockiges Sediment, welches bei
UÜrethritis nicht vorkommt; oder der Harn enthält Eiter. 3) Cy-
Stodynia, Es gehö ein heftiger zusammeuschnürenuder Schmerz vom
Blasenhalse aus. Der Harn kann während des Anfalles nicht ge-
lassen werden und sieht, wenn er später fliesst, ganz hell aus.
4) Blasenhämor-hoiden. Die hämorrhoidalische Constitution, die
Schmerzen im Perinäum und das Blut oder der Schleim, die von
dem reinen Harne sich separiren, geben den Ausschlag, 5) Trip-
per und Katarrh der Vagina, Hier fliesst auch ausser der Zeit des
Summarium d, Medicin, 1834. VII. 8