Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

90 HT. Materia medica und Toxikologie. 
medic. Ticin., dass er bei Harnruhr den Brechweinstein in klei- 
nen, bloss Uebelkeit erregenden Dosen mit Erfolg gegeben habe. 
Den Recens. dieses Werkes in Hures. u. Osanw’s Biblioth.. be- 
fremdet dies, weil der Brechweinstein alle Secretionen vermehre. 
Da nun M. die heilsamen Wirkungen des Tart. emet. in einem 
erst kürzlich entstandenen Diabetes erprobt hat, theilt er diesen 
Fall mit, der folgender ist: ein Banquier in den 50er Jahren, 
von sanguinisch - cholerischem Temperamente, schwächlicher Con- 
stitution und sehr reizbarem Gemüthe, erzählte dem Verf. beim 
ersten Besuche im Herbste 1824, dass er sich seit ungefähr 5 
Wochen unwohl fühle. Seine Krankheit habe mit Mattigkeit, viel 
Durst und vermehrtem Harnabgange begonnen, und allmählich hät- 
ten sich diese Beschwerden‘ vermehrt. Er sey jetzt so schwach, 
dass er das Zimmer nicht verlassen könne, und am meisten be- 
lästige ihn jetzt das ihm allen Schlaf raubende, häufige Urin- 
lassen... Die Gesichtsfarbe spielte. ins Gelbliche, die Zunge war 
an der Wurzel und in der Mitte schleimig belegt, und die ganze 
Mundhöhle röther, als gewöhnlich. Der 90 Mal in der Minute 
schlagende Puls war leicht zu comprimiren , die Haut. fühlte sich 
trocken und spröde an, und Appetit und Stuhl waren wenig ver- 
ändert. In ätiologischer Hinsicht ergab es sich, dass der Kranke 
einige Zeit vor Ausbruch der Krankheit viel Aerger und Ver- 
druss gehabt hatte: Um eine richtige Diagnose stellen zu kön- 
nen, wurde von. 24 Stunden der Urin gesammelt, Er betrug 
über 4 Quart, sah blassgelb aus und roch und schmeckte süss- 
lich. Der Patient hatte während der Zeit fast 3 Quart Flüssig- 
keit, aber nur wenig feste Speisen zu sich genommen. M. über- 
gab einen Theil dieses Urins dem Apotheker Rızver. zur Unter- 
suchung, der eine eyrupähnliche Substanz daraus darstellte. Kry- 
stalle wollten in derselben nicht anschiessen. Da nun fast alle 
pathognomonischen Zeichen des Diabetes zugegen waren, dessen 
Entstehung, so wie dessen Fortdauer wohl von theils vermehr- 
ter, theils veränderter Gallensecretion abzuleiten war, so erhielt 
der Kranke ein Vomitiv aus‘ Turt. emet., worauf eine Menge 
Galle und Schleim ausgebrochen wurde, auch gingen gleiche 
Stoffe durch. den Stuhl ab. . Nun liess M. 8 Tage ununterbro- 
chen den Tart. emet. in so kleinen Dosen nehmen, dass er bloss 
Uebelkeit erregte, wodurch Durst und Harnexcretion etwas ver- 
mindert wurden, die Transspiration hingegen sich vermehrte. 
Das Brechmittel wurde jetzt wiederholt und Tags darauf mit Anwen- 
dung des Tart. emet, in kleinen Gaben wieder begonnen. Nach- 
dem von jetzt dies Mittel 32 Wochen unausgesetzt benutzt wor- 
den war, verloren sich allmählich alle Symptome des Diabetes, 
Während. der Kranke den Tart. emet, anwendete, nahm er nur 
Fleischspeisen und Wasser mit Eigelb. Zur Nachcur wurde ei- 
nige. Zeit lang Dec. Chinae verordnet. [v. Graefe’s u, u, Wal- 
ther’s Journal der Chirurgie. und Augenheilkunde; Bd, 18,
	        
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