Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

68 I. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 
Genesung musste der Stuhlgang durch künstliche Mittel unter- 
halten und gegen die heftigen Hämorrhoidalbeschwerden durch 
Blutegel, ad anum, gewirkt werden. — Eine andere Wöchne- 
rin zog sich durch zu zeitiges Aufstehen eine Peritonitis zu, 
welche durch Aderlass, Blutegel, Kalomel und 0%. Ricini eben- 
falls geheilt wurde. Verf. bemerkt dabei, dass die meisten Puer- 
peralfieber in Folge von verabsäumter Pflege und’ Diätfehlern 
oder von Erkältung entstehen, und dass chronische Leiden des 
Uterus und Sexualsystemes in spätern Jahren gar nicht selten 
Folge von zu frühem Aufstehen aus dem Wochenbette sind. — 
Das Lesen sentimentaler Romane und die Hochzeit einer ihrer 
Freundinnen hatten auf das Gemüth einer 19jährigen, übrigens 
gesunden, kräftigen und moralisch-sittlichen Jungfrau nachtheilig 
gewirkt. Dazu gesellten sich Congestionen nach Brust und Kopf, 
welche Blutentziehung nothwendig machten. Die Kranke äusserte 
fortwährend schwermüthige Gedanken, und es documentirte sich 
durch verkehrte Vorstellungen, durch ein bald wildes, unbändi- 
ges, bald eigensinniges, bald läppisches Betragen, durch: hefti- 
ges Begehren von Dingen, die nicht zugestanden werden konn- 
ten, durch Mangel an Aufmerksamkeit auf sich und die Umge- 
bungen eine wirkliche Mania. Man musste ihr eine Zwangsjacke 
anlegen, denn sie zerbrach oder zerriss, was ihr in die Hände 
fiel, liess sich nicht durch gütliche Vorstellungen davon abhalten 
nnd widersetzte sich der Wärterin. Auch des Nachts musste sie 
im Bette befestigt werden, weil sie nicht selten versuchte auf- 
zustehen und zu entweichen. Wegen vorherrschenden Gastricis- 
mus wurde am 21. Novbr. ein Emeticum aus Tart. stüb, und /pe- 
cac., und den folgenden Tag, ausser einigen Klystieren, Infus,. 
Sennae c. Tart. natron. gegeben.‘ Der Gemüthszustand blieb 
unverändert , aber er besserte sich durch den Gebrauch von Bä- 
dern mit kalten Uebergiessungen, so dass die Zwangsmittel über- 
flüssig wurden. Man wiederholte die Uebergiessungen täglich, 
und die Besserung schritt immer fort. Den 8. u. 30. December 
wurde die Kranke menstruirt , und am 1. März wurde die Cur 
geschlossen. — Nach einer heftigen Gemüthsbewegung und ei- 
ner bei übeler Witterung zurückgelegten Reise klagte, ein 22jäh- 
riges, übrigens gesundes und blühendes Mädchen über Frösteln, 
Appetitlosigkeit, Kopfschmerz und Mattigkeit. Erst nach 10 Ta- 
gen suchte man ärztliche Hülfe. Ein Brechmittel blieb ohne die 
gewünschte Wirkung. Das Fieber stieg, der Schlaf war gestört, 
der Puls bewegt, der Kopf benommen, und übrigens Durst und 
Abneigung gegen Speisen bei fenchter, schleimiger Zunge zuge- 
gen, HaLLEr’s Sauer, mit Wasser und Citronsaft gegeben, war 
ihr behaglich. Die beginnende Stuhlverstopfung wurde durch {rx- 
fus. Sennae‘ c. Tart. natron. gehoben. Allein der Druck auf 
dem Kopfe vermehrte sich, die Kranke wurde unbesinnlicher, 
Wangen und Gesicht rötheten sich mehr, der Puls ward lebhaf- 
ter. Die Kranke konnte sich nicht mehr aufrichten, sprach irre;
	        
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