Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

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VII Thierarzneikunde. 
stande ‚der Haut, des ;‚Fleisches u. s. w. ‚nicht immer leicht ist 
und entsprechende Nadelhalter nothwendig macht, — Die Krank- 
heitsformen, welche sich bei Thieren für die Acupunctur zu eig- 
nen scheinen, sind chronische Entzündungen der fbrösen und 
serösen Häute, Zu den erstern gehört die Schulter-, Bug- und 
Hüftlähme, zu den letztern aber die Kreuzlähme und der Starr- 
krampf. Da diese Uebel oft den wirksamsten Mitteln widerste- 
hen, oder bei dem glücklichsten Erfolge das Unangenehme ha- 
ben, kahle Stellen, ‚Narben und Schwielen zu hinterlassen; so 
verdient die Acupunctur, ‘ welcher letztere. Unarten ‚nicht ankle- 
ben, alle Aufmerksamkeit.. — Kin 9jähriges Reitpferd hatte voll- 
ständige Maulsperre. .. Die Pulse schlugen 60 Mal in einer 
Minute und waren weich; ‚der Herzschlag war deutlich zu fühlen; 
das Athmen stieg gleichzeitig über 60, und dabei waren alle der 
Willkühr- unterworfene Muskeln starr und unbeweglich. . Man 
stach‘ Nadeln in die Kau-, Hals- und Rückenmuskeln bis an die 
Knochern ein. und liess sie: zwei Tage stecken, worauf die. ge- 
fährlichen Erscheinungen: im Athmen Kreislaufe, der. Muskel- 
und. vor allen der Kinnbackenkrampf allmählich nachliessen und 
die Genesung, obgleich langsam, erfolgte. In .der Folge wurde 
die Acupunetur. gegen solche Uebel ohne Erfolg angewendet; — 
Kinem jährigen, völlig kreuzlahmen Zugpferde wurden zur 
Seite .der Stachelfortsätze der Lendenwirbel 24 Zoll lange stäh- 
Jerne Nadeln 2 Zoll. tief eingesenkt und: einige 4, die andern 
8—10 Tage: stecken gelassen. Um die Nadeln entstanden: ent- 
zündliche Anschwellungen und später theilweise Eiterung, wor- 
auf der Gang nach uud nach. kräftiger wurde und das Schwan- 
ken mit ‚der Empfindungslosigkeit sich zo verlor,. dass dieses 
Pferd. nach 4—5 Wochen geritten werden konnte, — Von noch 
entschiedener guter Wirkung hält Verf. die Acupunctur beider 
Schulter-, Bug- und Hüftlähme, wie anch bei der Sehnenklappe 
(chronische, Entzündung mit. Ausschwitzungen von Serum und 
Lymphe in die Scheiden der Beugesehne des Hufbeines), und 
er empfiehlt diese Operation um so mehr, da sie weder Haar- 
verlust noch Narben, welche das Thier entstellten, zurücklässt. 
Freilich kaın die Acupunctur, wie überhaupt irgend ein bekann- 
tes Mittel, da nicht helfen, wo durch Ausschwitzung von Se- 
rum und Lymphe organische Veränderungen in den betreffenden 
Gebilden hinsichtlich ihrer Structur, Textur und Form Statt fin- 
den. Was endlich die Art anbelangt, wie die Acupunctur ia 
oben angeführten Fällen helfe, so lässt Verf. es auf. sich beru- 
hen, ob die Krankheit durch eine eigenthümliche Art Revellirung 
bezwungen werde, oder ob ein eigener elektrogalvanischer Pro- 
cess hinzukomme, und so zur Entfernung des kranken Productes 
und zu einer günstigen Umstimmung der krank producirenden 
Gebilde thätig und heilsam sich beweise. T|Med. Jahrb. d, k. k. 
Österreich, Staates, 1883, Bd. 18 A. (V—+t.) 
Verlag von Leopold Voss in Leipzie.
	        
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