178 III. Materia-medica und Toxikologie.
nicht aber die Krankheit; man fing wieder damit an, bemerkte
sogleich dieselbe Wirkung wieder, und seizte es dann,- als un-
wirksam gegen das Uebel, ganz bei Seite, — Ein anderer Kran-
ker litt auch an einer chronischen Urethritis, Vor der Anwen-
dung des Mittels hatte der Puls 70 Schläge, fiel bald nachher
auf 50 und tiefer, wobei er viel an Stärke verlor. Die Zeichen
allgemeiner Depression traten ebenfalls ein; alles verschwand
aber wieder, als das Mittel. 6 Stunden lang ausgesetzt blieb.
Zwei neue Versuche gaben denselben Erfolg. Der dritte Kranke
litt an einem symptomatischen Fieber, das Folge einer bedeuten-
den Vereiterung war. Der Puls war so beschleunigt, dass man
es kaum dem Local-Uebel allein zuschreiben konnte, sondern
zugleich einen idiopathischen' Orgasmus des Gefässsytems vermu-
thete. Das Mittel ward auf obige Art.angewandt und der Erfolg
forgfältig vom D. CurTti beobachtet. Vorher schlug der Puls
400 Mal in 3 Minuten, und war, nachdem der Kranke 18 Gran
gebraucht, und zwar schon nach 2 Stunden, auf 200 Schläge her-
abgesunken.. — Bei einem Falle der Anwendung erfolgten Knie-
schmerzen , die SS. öfters beobachtete, als er es bei Blutun-
gen gab. . (Annalt universali di medieina, Mai ya Jun, 1833).
A (Fr.
320. Bemerkenswerthe Wirkung eines Tabaks-
klystiers; mitgetheilt von Dr. Momzert zu Wanfried in Kur-
hessen. Ein Ackersmann hatte einen Scrotalbruch rechter Seits,
der sich schon mehrmals eingeklemmt hatte, ‚Durch Kalomel,
kalte Umschäge, Rieinusöl, Klystiere und Taxis, die der Kranke
selbst verrichtete, ging der Bruch jedesmal wieder zurück. Aın
26. Juny 1829 klemmte er ‘sich abermals ein, und da die
sonst bei ihm hülfreichen Mittel nichts fruchteten, . musste .M.
den 1. July selbst zu dem Kranken, fand die Reposition: un-
möglich, nahm den 3. July einen. Wundarzt mit, und da auch
diesem die Taxis nicht gelang, wurde, da bereits stinkendes Er-
brechen eingetreten war, . zur Operation geschritten. . Der fast
%0jährige Kranke hatte noch die Kräfte eines 50ers. Vor der
Operation wurde, um die Eingeweide zu ‚erschlaffen, ein Klystier
aus einem halben Quentchen gutem Rauchtaback auf. 10 Unzen
Wasser gesetzt. Patient lag auf dem Tische, wo die Operation ge-
macht werden sollte; er warsehr gefasst und zeigte nicht den gering-
sten Affect.“ Als er das Klystier, dessen Bestandtheile ihm unbe-
kannt waren, bekam, verlor er fast in derselben Minute sein klares
Bewusstseyn und schrie, dass die Tabaksraucher sich aus dem Zim-
mer, wo jedoch Niemand rauchte, entfernen sollten, dass der Ta-
baksdampf ihm den Athem benehme u. 8. w.‘ Gleich darauf. wurde
er aber wieder ruhig, sprach jedoch mit offenen, starren Augen
fast immer irre; dann aber richtete er sich halb auf, bekam sein
Bewusstseyn wieder und sah der Operation mit grösster Ruhe za,
ohne nur einen Laut über Schmerz von sich. zu geben ,. immer
nur rufend, dass man ihm die Därme nicht zerschneiden solle.