37 IM. Materfa medica und Toxikologie.
anfällen, die consensuell und Folgen der ungeheuren Gallepro-
duction waren. Hatte die Kranke etwas Nahrhaftes genossen, 80
empfand sie nach einigen Stunden Druck und Auftreibung in den
Präcordien mit grosser Angst und Turgescenz nach oben. Bald
darauf kamen Kopfschmerzen hinzu, die 12—24 Stunden, wohl
auch länger auf’a heftigste marterten und erst wichen, wenn von
oben oder nach unten sich viel gallichter Stoff entleert hatte.
Durch diesen anhaltenden, höchst qualvollen Zustand konnte die
Kranke fast gar keine und nur die leichteste Nahrung nehmen.
Hatte sie; durch Erschöpfung und Bedürfniss der Nahrung ge-
nöthigt, etwas anderes genossen, so büsste sie dies gewiss wie
erwähnt, und die einzige Erleichterung versprachen ‚dann Brech-
oder Purgirmittel, da der Kopfschmerz nicht eher aufhörte, als
bis die Galle ausgeleert war. Dass die Ernährung hierbei auffal-
Jend leiden musste, war natürlich, und wirklich war die Abma-
gerung so, dass man Tabes zu fürchten hatte. Durch auslee-
rende Mittel war das Uebel mehr gesteigert und das Bedürfniss
derselben nur vermehrt worden und durch tonische und stär-
kende Mittel den erethischen Zustand -des Gallensystems umzu-
stimmen, war ‚misslungen, Als die Kranke sich dem Verf. an-
vertraute, untersagte er ausleerende Mittel und versuchte Salz-
säure, die palliativ auch gute Dienste that, doch nur, indem sie
die sich bildende Galle abführte; die krankhafte Gallenerzeugung
hörte nicht auf. Da der Zustand immer bedenklicher wurde und
nichts half, liess v. St. endlich gr. j Rad. Bellad, mit gr. v Rad.
Rhei täglich Abends nehmen. Schon nach wenigen Tagen zeigte sich
die wohlthätige Wirkung des Mittels, die Verdauung besserte sich
täglich, die Gallenbildung verminderte sich, die Kranke nahm
mehr Nahrung zu sich. und ertrug diese, die: Kopfschmerzen
schwanden, und schon nach einiger Zeit: zeigte Aussehen, ver-
minderte Magerkeit. und bessere Gesichtsfarbe, wie sehr die Re-
production gewonnen hatte. Das Mittel wurde anhaltend einige
Monate gebraucht, die Gabe aber allmählich bis auf einen hal-
ben Gran vermindert. Jetzt sieht sich die Frau als hergestellt
an, gebraucht aber, wenn sich irgend etwas von ihrem frühern
Uebel zeigt, eine oder einige Gaben des ihr liebgewordenen Mit-
tels. Diese Beobachtung verbreitet viel Licht über die Wirkung
der Belladonna als auflösendes Mittel. Während sie sonst Sto-
ckungen und Physconieen der Leber von Atonie hob, den Ver-
flüssigungsprocess beförderte, Secretion vermehrte,‘ gestörte Gal-
lenabsonderung bethätigte, hob sie hier den ganz entgegenge-
setzten Zustand in dieser Organsphäre von krankhaft erhöhter
Reizbarkeit und Schwäche, indem sie durch Hebung der Ener-
gie das gestörte Gleichgewicht wieder herstellte. — _Nächstdem
bewies sich auch die Belladonna bei atrabilären Krankheiten hülf-
reich, — Wenn bei Behandlung derselben ganz vorzüglich ein
im Körper zurückgehaltener excrementitieller Stoff hauptsächlich
kohlenstoffartiger Natur zu entfernen ist, wenn dies vorzüglich