Summarium des Neuesten
aus der
in- md ausländischen Mediein
zum Gebrauche praktischer Aerzte.
14. December 1833.
NM 924.
I. ANATOMIE und PHYSIOLOGIE,’
:. 805. Ueber das gegenseitige Verhalten der männ-
lichen und weiblichen Zeugungsorgane; von J. B. Wır-
3RAND.. Das, gegenseitige Verhalten der Geschlechtsorgane steht
mit der gegenseitigen Natur der Geschlechter im Einklange. Dies
muss nothwendig erkannt ‚werden, wenn man die beiderseitigen
Geschlechtsorgane richtig, physiologisch deuten will, wozu das
Auffassem des ‚anatomischen Baues dieser Theile nicht hinreichend
ist.. 1), Beide Geschlechter sind sich nicht gegenseitig untergeord-
net, jedes. ist in seiner ‚Art. vollkommen und beide sind in der
Gattung zu einem. Ganzen vereinigt; beide verhalten sich in der
Einheit der Gattung entgegengesetzt: das weibliche relativ’ pas-
siv, das männliche relativ..activz jenes ist stoffgebend, von die-
sem geht die. Befruchtung aus, . 2) Die Gesechlechtstheile können
in einem männlichen Embryo nicht mit einer weiblichen, eben
so wenig die weiblichen mit einer männlichen Bildung beginnen;
denn. das jedesmalige Geschlecht eines: neuen Individuums wird
in dem Augenblicke der Befruchtung bedingt. Allein da beide
Geschlechter aus einem Einheitspunkte ausgehen, so sehen sich
die. Geschlechtsorgane der Embryonen in beiden Geschlechtern
um "go ‚Ähnlicher, je jünger sie sind; diese Aehnlichkeit verliert
sich: wm so mehr, je weiter die Entwickelung vorschreitet. 3) Im
männlichen Geschlechte zeigt das Leben mehr eine Richtung
nach anssen, im weiblichen dagegen nach innen. So auch die
Geschlechtsorgane: die Hoden und der Penis treten bis zur völ-
ligen Reife immer mehr hervor, dahingegen bleiben die wesent-
lichen. Theile der weiblichen Geschlechtsorgane im Leibe und
selbst die äusseren nehmen immer. mehr eine Richtung nach in-
ken. , So, ist die Clitoris bei dem Embryo im Verhältnisse grös-
ser, als beim reifen Kinde,; bei diesem grösser als beim 5jäh-
rigen Kinde, und bei diesem. wieder grösser, als bei der mann-
baren Jungfrau... Zugleich ist, dieses Gebilde ab- und rückwärts
gebogen und hat gleichsam eine Richtung nach dem Innern der
Schamspalte, Der Penis des männlichen Embryo sicht dagegen
zu einer gewissen Zeit des Embryolebens der Clitoris gleich, und
©8 findet sich bei beiden Geschlechtern die Fissura urogenitalis.
Summarium d. Medicin. 1833, VI. 29