IV. Gynäkologie und Pädiatrik,
millenabaude m Oel in die Mutterscheide gemacht, dann das
erwärmte and beölte Dilatatorium ‚durch den Muttermund etwa
einen halben Zoll tief in den Mutterhals geführt und mit Pau-
sen von einer Minute fünf sehr sanfte Ausdehnungen bewerk-
stelligt. Mittags und Abends wurde dieses, Verfahren wieder-
holt, nachdem ebenfalls ‚eine Injection vorausgeschickt worden.
Gegen Morgen stellte sich etwas schmerzhaftes Ziehen im Kreuze
ein; am 3, Morgen war die Scheide weich, turgescirend, schlei-
mig und mit erhöhter Temperatur, der Muttermund wulstig,
doch schon so weit geöffnet, dass die Fingerspitze bequem ein-
geführt werden konnte; und die Kindesbewegungen waren be-
sonders lebhaft. Man gab ein Kliystier, machte Injectionen und
vervielfältigte und verstärkte die Dilatationsversuche, worauf die
Geburt sich immer mehr vorbereitete und ‚den Abend. des. 4,
Tages, nachdem ein lauwarmes Halbbad genommen, das- Ingtru-
ment bis zu 12 Ausdehnungen angewendet und die Wehen leb-
haft geworden, wirklich zu Stande kam, Es hatte sich eine
Kopfgeschwulst gebildet und ‚der lebende Knabe wog 4 Pfund;
die Nachgebnrt folgte nach. 4 Stunde. Gleich glücklich war der
Erfolg ‘bei einem 2. Versuche, — Die, künstliche Frühgeburt
soll vorgenommen werden, wem ‚hartnäckige Convalsionen. dem
Lehen der Schwangern Gefahr drohen, und man soll sie dann,
wie auch bei hartuäckigem und gefährlichem Erbrechen, um das
Leben der Mutter zu erhalten , selbst zu einer Zeit bewerkatel-
ligen, wo vonder Lebensfähigkeit des Kindes die Rede noch
micht zeyn kann. {[Busch’s, d’Outrepont’s u. Ritgen’s neue
Zeitschr. f. Geburtek., Bd. 1, Hft. 2.] 0 (Vs)
' „29%. Rettung einer Cholerakranken durch künst-
liche Frühgeburt; mitgetheilt von Dr, Bassvow in Merse-
burg. B. bekam eine an Cholera ‚erkrankte, zur Mitte. dea ‚letz-
gen Monate schwangere Frau in Behandlung, bei der sich leider,
wie überall, wo die Natur nicht zur Reaction zu bringen ist. und
nicht selbst kritisch. mitwirkt, die Unzulänglichkeit der . geprier
gensten Mittel bestätigte. Am $. Tage, wo er allg Hoffnung
aufgegeben, da die Kranke schon 48 Stunden ohne Radialpuls,
ganz ‘kalt, gleichgültig gegen Leben und Tod dalag, wo vom
Herzschlage kaum noch schwaches Schwirren ‚übrig war, dachte
er :an das. Accouchement force, um im erwachenden Geburisie-
ben ‚ein: neues Incitament zur Reaction zu gewinnen, und ent-
echless sich, da nichts mehr zu verlieren stand, zur Einleitung
einer künstlichen Frühgeburt. In die auch innerlich ganz kalten
Gehurtswege ‚eingehend, fand er den äussern Muttermund für
Aufnahme der Fingerspitze geöffnet. Da er sehr hoch und nach
hinten stand, war es schwer, zum innern zu gelangen und die
vordere Partie des Mütterhalses etwas nach unten und vorn zu
yiehen; um mit einer spitzen Stricknadel, ‚die auf dem einge-
legten Finger in die Höhe geführt wurde, durch den innern Mut-
termund und die Häute zu dringen, worauf ‚gana heisses Kinds-