Il. Materla mediea und Toxikologie.‘ 411
doch durch consequente Anwendung der Belladonna geheilte Fälle:
ein ö0er, blond, gross, von athletischem Baue, war in früher
Jugend vollkommen wohl, fing aber schon im 16. Jahre zu krän-
kein an. Gastrische Affectionen mancherlei Art, Polycholie, Gelb-
sucht, intermittirende Fieber und eine mehrere Monate anhal-
tende, an Melancholie gränzende Hypochondrie — vielleicht
Vorläufer einer bis dahin noch nicht entwickelten, . der ganzen
Familie eigenthümlichen hereditären Gicht — wechselten nämlich
mit. einander ab. Obgleich um die Mitte der zwanziger Jahre
sich genuines Podagra entwickelte, so schwanden mit Auftreten
desselben die erwähnten Uebel doch nicht völlig, sondern dauer-
ten noch Jahre fort, in welcher Zeit sich als Symptom der Ab-
dominalplethora äusserst heftiges, lange dauerndes Hergklopfen
entwickelte, das Verdacht auf ein organisches Herzübel erregte,
Diese ‚Uebel schwanden allmählich mehr und mehr, und bis auf
regelmässig sich einstellende Gichtanfälle befand sich Patient 86
wohl, dass er bisweilen sich zu viel zumuthete, Nnr einzelne
Anfälle von intermittirendem Fieber mit gastrischem Charakter,
die allein der vorsichtigen auflösenden. Methode wichen, hatten
ihn in den leizten 10 bis 15 Jahren heimgesucht. Nach einem
regelmässigen Gichtanfalle im Winter 1828 fing er im Sommer
1829 zır kränkeln‘:an. .Die Verdauung ward beschwerlich, der
Appetit ging verloren, der kräftige Habitus verfiel, die Gesichts-
farbe näherte sich dem Erdfahlen, die Conjunectiva wurde gelb-
lich, die. Zunge ‚belegte sich; mit gelbem Schleime, der Mund
War stetz trockenz es stellte sich ein nicht häufiger, aber &chlei«
miger;. graulicher Durchfall ein und der trübe Urin setzte eid
dickes, mehlartiges;:schleimiges, bisweilen röthliches Sediment
ab. Der Kopf war dabei frei, der Schlaf gut; mehrmals aber
fand. eich im Stehen Uebelkeit und Gefühl von Ohnmacht ein,
das zum Sitzen nöthigte. Der Athmen wurde ungleich, oft senf-
zend und bei Bewegung war Engbrüstigkeit und Herzklopfen zu
gegen, . Fieber fehlte, doch war der Puls etwas beschleunigt,
die Gemüthsstimmung verändert, der Geist niedergedrückt, die
Kräfte wenig beeinträchtigt, die Füsse aber um: die Knöchel öde-
Matös, Dieser Zustand musste grosse Besorgnisse erregen. Na-
Mentlich befürchtete man Hydrothorax: aus fehlender normaler
Entwickelung von Gicht. Bei Quajac, Digitalis und ähnliehen
Mitteln verschlimmerte eich das Uebel mit jeder Woche, End-
lich, im Nov., vertraute sich der Kranke der Behandlung des
Verf’a an, der Folgendes fand: der vom früher her ihm als kräf-
lg und blühend Bekannte war auffallend verändert; der sonst
Serade sich haltende Mann ging mühsam und gebückt einher, der
Körper war abgemagert und das Gesicht sah erdfahl und verrieth
die. trübe Stimmung, doch‘ war der Kopf frei und ‚der Schlaf
Sut. ..Die Respiration war gleichmässig und nicht beschleunigt,
Bewegung, besonders Steigen, erregte zwar Kurzathmigkeit, doch
nur im Verhältnise zur Verminderung der Kräfte im Allzemel-