IV. . Chirurgie und Ophthalmologie,
warm, der Puls wie vor der Operation. - Um den Bauchring durch
Granulation zu füllen und so vielleicht den Bruch radical zu hei-
len, wurde nun eine. den Bauchring vollkommen füllende Char-
piewieke in denselben, gebracht, die Wunde mit: Charpie be-
deckt, auf dieselbe, um das Vorfallen der Eingeweide zu hin-
dern, eine Leinwandrolle gelegt und der Verband mit Compresse
und Tbinde geendigt. Innerlich erhielt die. Kranke erst alle 2
Stunden 2 Gr, Kalomel, die ein Paar starke, sehr erleichternde
Ausleerungen bewirkten, weshalb nur 3 Pulver täglich gereicht
wurden. Die Heilung. schritt rasch vor: Der ausserhalb des
Bauchringes gebliebene Bruchsack gangränescirte und trennte sich,
der Bauchring füllte sich schnell‘ mit fester Granulation, die
Wunde verkleinerte sich und heilte schnell. Im August: sah W.
die Operirte wieder. Sie war noch immer ganz vom Bruche be-
freit, wenn sie auch kein Bruchband trug, und wenn sie auch
die schwersten Arbeiten verrichten musste. — Dieser -Fall be-
stätigt die Wirksamkeit des Verfahrens, das v. GrÄrE vorge-
schlagen: nach Herniotomie radicale Heilung des Bruchs dadurch
zu bewirken, dass man Granulation im Bauchringe erregt, die-
sen dadurch mit fester Masse füllt und so das Wiederaustreten
der Unterleibsorgane verhütet. Schon am 6. Tage nach der
Operation hatte sich der Bauchring gefüllt, und es erfolgte völ-
lige Verwachsung und ‚somit radicale Heilung... Ausserdem zeigt
dieser Fall, dass man aus ausfliessendem Wasser nicht ganz si-
cher auf wirkliche Eröffnung des Bruchsackes schliessen kann,
da, wie hier vorkam, die Lamellen des Peritonaeums sich ge-
trennt und zwischen diesen sich Wasser angesammelt haben kann,
so wie im Gegentheile, wenu auch nur selten, der Bruchsack
wirklich eröffnet seyn kann, ohne dass sich auch nur ein Tro-
pfen Flüssigkeit ergiesst, was der. Verf, bei Operation eines ein-
geklemmten, sehr entzündeten Bruches mit Hydrocele fand. Ei-
nen ähnlichen Fall mit Wasseranhäufung zwischen den concentri-
schen Schichten des Bruchsacks, we bei der Operation das Was-
ser bei Durchschneidung der äussern Lamellen sich reichlich er-
goss, hat v. GrÄärs 1827 beobachtet. ‚[z. Gräfe’s u. v. Walther’s
Journ, d. Chirurg, u. Augenheilk., Bd. 18, Hft. 3. (K— e.)
248, Der Beinı’sche Lippenhalter verändert und
verbessert vom Prof, J. Mı_LE in Warschau; mitgetheilt
von Dr. Kön_er daselbst. Bei Operation der Hasenscharte erhielt
die Bemnz’sche Lippenzange vor den gewöhnlichen Scheren wohl
mit Recht den Vorzug. Doch entspricht dieselbe nur im sehr
geringen Grade ihrer eigenthümlichen Bestimmung. . Ihr ober-
stes Blatt, das den gefassten Lippenrand fixiren, zugleich aber
auch die Richtung des zu führenden Schnittes andeuten soll,
erfüllt dies nicht, da der Lippentheil zwischen den Zangenblät-
tern von denselben weder gleichmässig gefasst, noch durchgän-
gig mit gleicher Kraft gedrückt werden kann, da diese nur bei
geschlossenem Instrumente parallel laufen, beim Oeffnen dessel-