Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

1V. Chirurgie und, Ophthalmologie, 359 
weniger bekannte, hervor, nämlich das zu späte Anlegen von 
Ligaturen. Es darf sich in dem Gefässe selbst noch keine Ent- 
zündung entwickelt haben, sonst wird sie leicht durch. den Reiz 
der Operation und den anhaltenden der Ligatur. zu einem sol- 
chen Grade gesteigert, dass sie in einem für die dauernde Hem- 
mung der Blutung zu grossen Umfange in Eiterung übergeht, 
und es erfolgt dann bei der Ausstdssung der Ligatur durch die 
Suppuration von Neuem Blutung. — Was nun die Behandlung 
der Blutungen aus eiternden Wunden betrifft, namentlich wenn 
sie aus grössern Arterien erfolgen, welche hier.nur berücksich- 
tigt werden sollen, so ist die Chirurgie sehr arm an Mitteln. — 
Die Unterbindung hat,.wie schon zum Theil erwähnt, ihre übeln 
Seiten, ist schwierig, und man kann mit ihr nie des Erfolges 
gewiss seyn. Noch übler steht es mit der Tamponade und den 
Conglutinantien. Kann man auch den Druck auf einen Theil 
der Wunde anwenden, ohne diese also ganz zu verschliessen, 
so. muss dieser stark seyn, und ist daher, wenn er für die 
Dauer ertragen wird, sehr belästigend, und lässt nach einiger 
Zeit von selbst nach, worauf der Andrang des Blutes zu der 
gedrückten Stelle um so heftiger wird, die Eiterung um so 
schneller vorschreitet, und das Gefäss so weit zerstört, bis es 
dem Einflusse der‘ Tamponade ganz ‚entzogen ist, wonach eine 
neue Blutung erfolgt. Muss aber gar die Wunde ganz ver- 
schlossen werden, so sammelt sich der Eiter in ihr an, giebt 
zur Ausdehnung der Eiterung Anlass, und bald ist wieder der 
ganze Druck überwunden. Die Colophoniumpasta, zwar das si- 
cherste Mittel unter den Conglutinantien, leidet am Meisten an 
diesem Nachtheile, indem sie, ihrer. Härte und Festigkeit we- 
gen, gar keinen Eiter aufnimmt oder: durchlässt, wodurch er um 
so mehr in der Wunde angesammelt wird. , Bıasıus hat in sei- 
nen klinisch- chirurgischen Bemerkungen einen Fall mitgetheilt, 
wo die Blutung nach diesen Mitteln wohl zwanzig Mal wieder- 
kehrte, und endlich durch Unterbindung der Brachialarterie auf 
die Dauer beseitigt wurde. — Diese Operation, das Gefäss zwi- 
schen Wunde und Herzen zu unterbinden, ist unläugbar gefahr- 
voll und nicht absolut sicher; aber sicherer als irgend ein an- 
deres Verfahren, und überdies nicht so gefährlich, als die im- 
mer wieder eintretenden Blutungen. {[Rust’s Magazin, Bd. 39, 
Hft. 3.) (H —r.) 
246. Im Schlunde stecken gebliebener fremder 
Körper; vom Amtsarzte Dr. Kräue zu Kirchhayn, Ein junger 
18jähriger Mensch hatte, indem er sehr eilig Fleisch ass, einen 
Knochen verschluckt, der sich im Schlunde festsetzte. Der 
Mensch sah im Gesichte ganz kirschbraun aus, konnte nicht spre- 
chen und nur unter grossen Beschwerden athmen. Mittelst Fisch- 
beinsonde entdeckte K. hinter dem Kehlkopfe einen fest sitzen- 
den harten Körper, der sich nicht herabdrücken liess. Versu- 
che, dies doch zu bewerkstelligen, verursachten grosse Schmer-
	        
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