IL Pathologie, Therapie und medicinische Klinik} 27
mit der grösstmöglichsten Leichtigkeit ausgeübten Beischlafe Statt,
Der Excess im Beischlafe bringt die Blennorrhagie nicht ein Mal
unter Tausend hervor. — 2) In der trockenen Blennorrhagie,
d. h. wo der Ausfluss scheinbar fehlt, findet man stets, sobald
man den frisch gelassenen Urin untersucht, schleimig -eiterige,
zuweilen 12— 18 Linien lange Fäden ‚darin; mithin ist immer
eine krankhafte Absonderung vorhanden... 8) Die Orchif. blen-
zorrhagica entsteht fast immer durch eine Jange dauernde, mit
Gehirnreizung (z. B. durch den Anblick von Frauen, wollüstige
Gedanken) verbundene Erection, ohne dass Samenerguss erfolgt;
wenigstens viel häußger, als durch die allgemein angenommenen
Ursachen, Fälle, Stösse u. s. w. — 4) Auf eine Blennorrhagie,
welche durch Antiphlogistica geheilt wird, kommen 100, welche
diesen Mitteln widerstehen, d.h, sie vermindern wohl den Schmerz,
aber nicht die Dauer. — Der Copaivabalsam wirkt specifisch und
keineswegs als Revulsiv- oder Abführmittel. L. wendet ihn auf
folgende Weise an: 1) Der Kranke wird einen Tag auf strenge
Diät gesetzt, oder muss wenigstens die Abendmahlzeit unterlas-
sen; 2) kurz vor dem Niederlegen nimmt er ein Klystier aus
warmem Wasser, um den Dickdarm zu entleeren; 3) nach Ab-
gang dieses Klystiers lässt er sich ein zweites aus 4 Klystier mit
einer. halben Unze Copaivabalsam und eben so viel warmen Was-
sera oder irgend eines andern Vehikels geben; 4) dieses zweite
muss er die Nacht über bei: sich behalten, und erst am andern
Morgen 80 spät als möglich ausleeren. Dieses Verfahren, drei
Mal uach einander wiederholt, reicht fast immer zur vollständi-
gen Cur der Blennorrhagie hin, nur muss der Kranke auch nach
dem Verschwinden des Ausflusses Geschlecktsgenüsse, so wie
Vebermaass im Trinken noch einige "Tage vermeiden. — Die
Behandlung der Orchitis ist eben so einfach und noch schnel-
ler. Sobald sich die ersten Symptome zeigen, begiebt sich der
Kranke zu Bette; es werden unäusgesetzt Umschläge von sehr
dünn gestossenem Eise 12—15 Stunden lang auf den Hoden
gemacht, und diese erneuert, bevar das Eis ganz geschmolzen
ist. Befürchtet man eine Metastase, so könnte man einen star-
ken Aderlass am Arme, oder Revulsiva auf die Schenkel anwen-
den. MNiemals hatte jedoch L, diese Vorsicht nöthig. [Journ,
hebdomad. de medecine, Avril, 1833.] (Fr.)
. 1% Harnverhaltung und glückliche Anwendung
einer neuen Blasenfomentation; von Dr. SIEBENHAAR iB
Dresden, Ein jetzt %Wjähriger Zoll- Einnehmer, venöser Con-
stitution, der, trotz dem, dass er .von Jugend an viel gesessen
hatte, früher sich stets einer dauerhaften Gesundheit erfrent
hatte, fing vor ungefähr % Jahren an von Unterleibsbeschwerden
heimgesucht zu werden, die in Stockungen des Pfortadersystems
würzelten und sich namentlich auch durch periodisches Schwer-
harnen äusserten. Nach diesen Vorbaten konnte er in den letz-
ica Tagen d. J. 1826 plötzlich durchaus keinen Urin lassen. Da