IV. Chirurgie und Ophthalmologie. 305
schmerzhaft war, doch für unbedeutend gehalten wurde, da sie
nur wenige Tropfen Blut ergoss. Der Verletzte webte noch den
Sanzen Tag, als aber am folgenden Tage die Schmerzen hefti-
ger wurden, nahm er die Hülfe des Verfs. in Auspruch, ‘ Die-
Ser fand auf der vordern Seite des Ellenbogengelenks eine kaum
4 Zoll lange Stichwunde, die gerade auf den Kopf des Radius
Setroffen hatte und‘ bis auf den Knochen gedrungen war. Die
Wunde war trocken, und der bis zur Vorderhand ‚sich erstre-
Ckende, durch jede Bewegung zunehmende Schmerz sehr heftig.
Öbgleich keine Verletzung der Gelenkkapsel zu entdecken war,
Wmusate doch Entzündung derselben gefürchtet werden. Die
Undränder wurden vereinigt, kalte Umschläge angewendet. und
Ung, neap. auf den Arm eingerieben. Da das Gelenk sich ent-
Zündete und anschwoll, wurden Blutegel gesetzt und neben den
Senannten Mitteln eine strenge antiphlogistische Behandlung durch-
Seführt, Als am 4. Tage die Schmerzen noch gleich heftig fort-
dauerten, aus der Wunde etwas reiner Eiter floss und Fieber
nd Speichelfluss eintraten, blieben die kalten Umschläge und
das Ung. neap. weg, und man benutzte: ein Infus. kyosc. zu War;
En Umschlägen. Fieber, örtliche Entzündung, Eiterung und
mise Schmerzen dauerten indessen fort, und Ellenbogengelenk,
and und Finger waren so geschwollen, dass alle Bewegung auf-
Schört hatte. Da sich nun an der hintern Seite des Ellenbogen-
Selenkes Schwappung zeigte, so machte man 2 Zoll über dem
Oleeranon, eine Gegenöffnnng, die viel dicken, stinkenden Kiter
8088 Mittelst Sonde entdeckte man einen nach der Gelenk-
pursel gehenden Fistelgang, der mit der vordern Wunde ver-
aunden schien. Bei vorsichtiger Drehung des Armes ergab sich,
dan der Radius aus seiner Gelenkverbindung ausgewichen und
ln schon am 9. Tage Zerstörung des vordern Theiles des Ge-
wrkkopfes entstanden sey. Man gab, um das Eiterfieber zu be-
lrtigen, Dec. Chin. bei nährender Diät und bedeckte das Ge-
nk mit Kmpl. Hydrarg. Die Schmerzen wurden etwas gerin-
Ss die Eiterung aber stärker, das Fieber hielt ohne: Vermin-
„rung an, profuse Schweisse begleiteten dasselbe, und die Kräfte
achwanden immer mehr. Der Eiter war dick, sah nicht übel
den roch aber höchst übel und ergoss sich so reichlich, dass
wi Verband: 3—4 Mal des Tags erneuert werden musste. So
wc fast alles bis zum 22. Tage, wo sich gegen Abend starker
g, üttelfrost einstellte, dem brennende Hitze mit ungemein pro-
wor Schweisse folgte. Tags darauf war die Geschwulst, be-
waiders der Hand, viel geringer, und letztere konnte etwas be«
Ks werden. Dagegen achmerzte der linke Fuss unterhalb des
je Selenkes, und man fand den ganzen Fuss bis zum Kniege-
enke angeschwollen, im Kniegelenke aber salı man eine erysi-
Pelatöge Entzündung. Dass hier Eiterversetzung erfolgt, war
OT Nicht zu bezweifeln, doch hoffte B. noch auf Aufsaugung
liess O7. Ayosc. einreiben und warme Kräutersäcke um den
Summarium 4. Mediein. 1833. VI. 20