N.‘ Pathologie, Therapie und medicinische Klinik... 27%
Seit der Typhus-Epidemie, mehr‘ verbreitet und grössere Auf-
Merksamkeit erregt, als die Masern von 1831. Da einige Er-
wachsene plötzliche Opfer der Krankheit wurden, so schrieb man
ihr eine besondere Bösartigkeit zu, doch ‚ergab sich, dass diese
Fälle häufig durch irgend eine Vernachlässigung bedingt gewe-
sen waren. Es waren die Masern angeblich aus Westphalen ein-
geschleppt, und sie zeigten sich zuerst zu Ende 1830 in den
Nordwestlichen Dorfschaften. In Fulda selbst kam dem Verf,
der erste Masernkranke zu Anfange des Februars vor. Das
Charakteristische der sich nun schnell verbreitenden Krankheit
War, dass sie eigentlich gar keinen Charakter hatte, denn das
Fieber war, trotz dem, dass katarrhalisch - entzündliche Zufälle
Vorherrschten ‚. bei jedem Individuum anders nüancirt. Am Gwö-
Chentlichen Säuglinge. bis. zum beginnenden Greise wurde die
Krankheit beobachtet. Die Vorboten waren von ganz verschie-
dener Art, hielten 2, 3, selbst über 8 Tage an. Zuerst be-
Merkte man nun, sobald man die. Mundhöhle genau untersuchte,
am Gaumen einige rothe Stippchen, die nach. und nach breiter
Würden, Sobald diese Stippchen erschienen, fand- sich auch
der eigenthümliche Maserngeruch ein. Der Verf. findet ihn dem
Geruche von frisch gerupften Federn nichts weniger als ähnlich,
er ist aber so penetrant, dass Sch., sobald er sich längere Zeit
der Einwirkung desselben ausgesetzt. hatte, ihn an seiner eige-
Nen Ausdünstung wieder zu erkennen glaubte, so wie ihn ja
auch Blähungen von: Masernkranken von sich geben sollen. ı Fer-
Rer scheint er eine solche Schärfe zu besitzen, dass man, So-
bald man sich; dem Dufte eines Masernkranken zu sehr mit dem
Gesichte genähert hat, in der Bindehaut des Auges ein unan-
8enehmes Prickeln und in dem Tarsus leichte Röthung verspürt.
Sobald: man .die Stippchen wahrgenommen, konnte. man den Aus-
bruch der Masern nach 2 bis 8 Tagen, oft. schon in der näch-
sten Nacht, erwarten. Um den Mund, hinter den Ohren, nach
dem Jochbogen zu und auf der Stirn erschienen sie zuerst, bra-
chen sodann am Halse, Rücken, 'Thorax, Bauche, den obern
und . untern Extremitäten aus. So wie sich der Ausschlag. im
Gesichte mehr entwickelte, stellte sich mitunter Nasenbluten ein,
Wonach sich Kopf- und Ohrenschmerzen verloren, das Sensorium
freier wurde. Die mehr oder weniger gerötheten Augen zeig-
ten meist einen fetten Glanz und tihränten; aus der Nase. floss
Wässeriger Schleim, oder die Nares waren geröthet und trocken,
und schmerzten bis zur Nasenwurzel. Brachen die Masern 8o-
dann am. Halse hervor, so erfolgte gewöhnlich. Schmerz in der
Luftröhre, heisere Stimme, croupartiger Husten, wozu sich, so-
hald sie am "Fhorax und Bauche hervortraten, Schmerz in der
Lebergegend, oftmals unter Irrereden, gesellte. Erschienen sie
an den Schenkeln, 80 erfolgte bei schon erwachsenen Mädchen
Oder Frauen profuse Menstruation, selbst wenn sie erst vor 8
Oder 14 Tagen ihren normalen Verlauf gehabt hatte, Gileich-