260 I. Anatomie und Physiologie,
schleimhaut werden von zarten Venennetzen und durchschwitz-
tem Blutsafte gebildet, haben aber niemals Aehnlichkeit mit Ent-
zündung. Der Zwölffingerdarm ist missfarbig, dick, wässe-
rig aufgetrieben, mit starken Venennetzen umsponnen. An sei-
ner innern Fläche findet man, wie im Pförtner, einen zähen,
grünlichen Schleim, wohl auch grünliche oder gelbliche Galle;
an der rein gemachten. Schleimhaut aufgelockerte Kerkring’sche
Klappen, schlaffe Flocken und eine wässerige Beschaffenheit
sämmtlicher Oberflächen dieses Darmes. Eine feine Injection der
Gefässe drang allenthalben leicht ein, und die Venen zeigten
sich ungemein erweitert und netzreich. Die Mündung des Du-
etus choledochus und Wirsungianus ist an der emporgetriebe-
nen Vater’schen Erhabenheit meist erschlafft und erweitert; bloss
dann, wenn eine beträchtlichere Retention in der Gallenblase
Statt hat, zusammengezogen. Die übrigen dünnen Gedärme
sind erweitert, stellenweis schmuzig-grau, wohl auch schwach
geröthet, Die Häute sind aufgelockert und wässerig, ihre Ve-
nen zahlreicher und voll Bluts. Die Wasserhaut ist von obiger
gummösen Masse bedeckt, und die Schleimhaut ähnelt der des
Duodenums; die Stellen, wo die Brunnea’schen und Prrer’schen
Drüsen sitzen, sind dick und anfgelockert, weshalb die Schleim-
haut bisweilen hügelig oder knotig erscheint. Die Tulpische
Klappe,.so wie ihre Schleimtaschen sind in der Mehrzahl auf-
getrieben und die Mündungen der letztern ungewöhnlich erwei-
tert und klaffend., Der Inhalt der dünnen Gedärme ist meist
wässerig, wie Molken oder Zuckerwasser; selten grünlich, gelb-
lich oder mit Schleimflocken vermengt; nie dick oder stoffig.
Der Dickdarm ist erweitert, aschgrau, schlaff, von Winden auf-
gebläht und enthält wässerige Stoffe, wie sie von Cholerakran-
ken entleert werden. Die Schleimhaut ist mehr schlaff, als auf-
gelockert, und mit blaurothen Flecken versehen. Die Darmdrü-
sen sind weniger sichtbar, als im Dünndarme, ihre Ausführungs-
gänge aber erweitert; weshalb die Oberfläche der Schleimhaut
ungewöhnlich stark punktirt erscheint. Der Mastdarm ist mei-
stens. seines Epithelions beraubt und von einem starken Venen-
netze umgeben. Die Stoffe dieses Darmstückes gleichen ge-
wöhnlich den, während der Krankheit entleerten, Flüssigkeiten;
nur in einzelnen Fällen gleichen sie dem Blutwasser. Am Ge-
kröse bemerkt man bloss eine grössere Blutcongestion und stark
erweiterte Venen. Die Leber erscheint oft braunblau marmo-
rirt und enthält viel Blut und Galle. Die Pfortader und Vena
cava ascendens ist oft so erweitert wie ein Darm und mit ver-
kohltem Blute überfüllt. Die aus der Lebersubstanz hervor-
sickernde Galle ist bald mehr, bald weniger flüssig, meist zähe,
schleimig, sich in Fäden ziehend, grünlich, grünschwärzlich, oder
auch bräunlich; oft in der Gallenblase widernatürlich angehäuft,
oft auch in den Zwölffingerdarm ergossen. Die Milz ist dun-
kelblau gefärbt, saftreicher und zerreissbarer, als im gesunden