250
VII. Thierarzneikunde.
und. später Eiterung befördernde Umschläge ‚äuf denselben führ-
ten in einigen Wochen volle Genesung herbei, und die nun wie-
der lebensfrohe Frau nimmt warmen Antheil an den Ihrigen und
verrichtet heiter ihre Geschäfte. [Hwufeland’s Journal für,die
prakt. Heilkunde , 1833, Mai.] (K— e.)
VII. TAIERARZNEIKUNDE.
190. Beschreibung und Behandlung einer eigen”
thümlichen Kolik, welche sich bei den Pferden eines
in Berlin garnisonirenden Regiments im Monat De-
cember 1832 zeigte. Die Kolik, welche in kurzer Zeit 21
Pferde ergriff, ‚zeichnete sich‘ durch auffallende Complicationen
aus. Die Thiere waren unruhig, ‚trippelten hin und her, «kratz-
ten öfters mit den Vorderfüssen, schlugen mit den Hinterfüssen
nach dem Bauche, sahen sich häufig nach den Flanken um, we-
delten mit dem Schweife , liessen das Futter halb gekaut aus dem
Maule fallen, stellten sich zum Stallen, jedoch ohne Harn zu
entleeren, und gaben häufig dünnen und stinkenden Koth von sich.
Der Puls war ‚voll, aber nicht hart, und schlug 38 Mal in der
Minute. Der Herzschlag war unfühlbar, das Athmen beschleu-
nigt und mit starker Bewegung der Flanken und Erweiterung der
Nasenlöcher. Das kranke Thier streckte sich oft in den kurzeB
Intervallen, legte sich auch in den ruhigen Augenblicken mit der
ganzen Körperschwere auf die rechte Seite an den Lakirbaum,
und fing, wie durch einen elektrischen Schlag zusammengeschreckt,
von neuem zu foben an. — Jene Zufälle, besonders aber der
dünne stinkende Mist, welcher nur unter Schmerzen entleert wurde,
das öftere Anstellen und Drängen zum Harnen, und die Schmer-
zen, welche das Thier dabei hatte, liessen einen Arankhaften
Reiz in den Hinterleibsorganen, besonders im Grimm- und Mast-
darme, dann in den Nieren, den Harnleitern und der Harnblase
vermuthen. Dieser Reiz, verbunden mit Krämpfen, verhindert®
die Circulation des arteriösen Blutes .in den ergriffenen Organen,
wodurch nun wieder das Blut in den Lungen sich anhäufen und
dadurch das so sehr beschleunigte Athmen bedingen musste, —
Die Ursache dieses Uebels schien einzig und allein in der Wit-
terungsconstitution zu liegen. Die Atmosphäre war seit einigen
Tagen trübe, nass und kalt; Regen und Schnee füllten fast fort-
während die Luft. — Die Behandlung bestand in Aderlassen,
KEinreibungen von Terpenthinöl am Bauche, in Reiben mit Stroh,
Klystieren von Chamillenabsude und Leinöl, .in Application des-
selben Mittels durch das Maul und in Darreichung einer Latwerge
aus Pulv. rad. gent. 3ij, Pulv. rad, Valer. 3ig , Natri muriat. 3)
Pulv. rad. alth. 3j mit Wasser zur T.atwerge geformt. — Todesfälle
Eelen nicht vor. [Horn’s Archiv, 182°, ‚AcGr.., _pril.} (Y—t.)
Verlag von Leopold Voss in Leipzig. .