IV. Chirurgie und Ophthalmologie. 28
denen Aushöhlung spritzte keine Arterie hervor; eine einzige an
dem äussern Hautschnitte musste unterbunden werden, Bis zum
7. Tage ging alles vortrefflich; da aber zog sich Pat. durch Er-
kältung einen steifen Hals und Parotidengeschwulst zu. Am 23.
Mai war derselbe aber auch von diesem neuen Leiden befreit
und ‚verliess das Spital geheilt. Bei genauerer Untersuchung der
abgetragenen Knochengeschwulst fand G. den obersten Theil des
Öberkiefers noch gesund; der ganze übrige Knochen war in eine
röthliche, fleischige Masse verwandelt; in deren Mitte ein wei-
ches, : in eine braune Flüssigkeit verwandeltes Gewebe gefunden
Wurde, wie es gewöhnlich in der Mitte krebsartiger Massen an-
zutreffen ist. Anderthalb Jahre lang zeigte sich nicht die ge-
ringste Spur eines Rückfalles; da aber erhoben sich Wucherun-
Een aus der Tiefe der Orbita und von dem Flügelfortsatze; zu-
&leich war die Parotis angeschwollen, Pat. wurde nun einer in-
Nertichen Behandlung unterworfen, bei welcher er 6 Monate nach-
her starb. — 4) Krebsgeschwulst der rechten Kiefer-
höhle. Ein Messerschmied von 48 Jahren bekam, in Folge
eines Wurfes mit einem harten Schneeballe, auf die rechte Wange
Cine Geschwulst, in welcher sich nach 14 Jahren schiessende
Oder drückende, aber fortdauernde Schmerzen einstellten. So
kam. er am 5. Jul. 1821 in das Hötel-Dieu, wo man ihm einen
kleinen Fleischauswuchs an dem kranken Oberkiefer - abtrug und
Zertheilende Umschläge machen liess. Zwei Jahre darnach zeigte
£r sich mit einer noch weiter ausgebreiteten Geschwulst und mit
heftigen Schmerzen wieder. Der Sinus wnrde jetzt unter der
Öberlippe geöffnet, und der Kranke verliess 3 Wochen darauf
das Spital, Drei: Jahre später kam der Kranke abermals, und
hun war die sarkomatöse zum Krebsartigen sich: neigende Ge-
Schwulst nicht mehr zu verkennen, GG. operirte sie nach DE-
8AULT’s Vorschriften, indem er vom Munde aus die Highmar’s-
Höhle öffnete, und mit den Fingern das ganze Periost ablöste.
Die Höhle war sehr gross, die Theile aber bloss hinten gegen
den Flügelfortsatz hin degenerirt. Die Ausreissung der Ge-
Schwulst gelang nicht, und G-. zerstörte nun alle kranken Theile
Mit dem Glüheisen. Nach etwa 2 Monaten näherten sich die
Ränder einander. Die Narbe schien vollkommen und der Kranke
Wurde als geheilt entlassen. Die Besserung dauerte :aber nicht
lange; die dumpfen Schmerzen und eine neue Anschwellung be-
Wiesen ikm, dass sein Uebel nicht geheilt sey. Im April 1829
Unterwarf er sich daher einer vierten Operation. Die Hautschnitte
brauchten nicht so gross zu seyn, wie in den vorigen Fällen,
glichen ihnen aber ganz. Da die krebsartige Krankheit ihre Zer-
Störung ‘bloss auf den hintern Theil des Gaumens und auf den
Orbitaltheil des Kieferknochens ausgedehnt hatte, so zog G. den
weiten rechten Schneidezahn aus und durchschritt mittelst des
Meissels das Gaumengewölbe etwas schräg, sodass ein kleiner
Theil der linken Seite mitgenommen wurde, KEben so wurde