zö2 IV. Chirurgie und Ophthalmologie. ,
ger, faserknorpliger Natur, — 2) Bedeutende varicöse Ge-
schwulst in der rechten Kieferhöhle. — Mlle. T., 35
Jahre alt, bemerkte im ‚Jahre 1820 ohne den geringsten Schmerz
eine‘ Anschwellung der. rechten Wange, welche allmählich zu-
nahm, und 1824 von einem Chirurgen operirt wurde, : Dieser
spaltete den erweichten Oberkiefer über den Zahnwurzeln und
suchte die Geschwulst aus dem Innern des Sinus maxillaris, wo
sie sich gebildet hatte, auszureissen. Es blieben 6. Monate lang
2 Fisteln zurück, die erst nach Anlegung eines Fontanells' am
Arme heilten. Das Uebel kehrte wieder und hatte 1828 fol-
gende Beschaffenheit: Die rechte Wange war sehr aufgetrieben,
das rechte Nasenloch vollkommen verstopft, der Gaumen in den
Mund herabgedrückt, die Zähne in die Geschwulst selbst einge-
sunken, so dass man bloss ihre untere Fläche sehen konnte-
Wegen dieser bedeutenden Anschwellung war das Sprechen und
Schlucken verhindert; drückte man etwas stark auf die kranke
Wange, so hörte man ein knisterndes Geräusch und fühlte deut-
lich, dass die verdünnte Knochenplatte nachgab und dann ihre
vorige Form wieder annahm. — G. machte die Operation wie
im ersten Falle, nur mit dem Unterschiede, dass er den vierten
längs des Masseters herablaufenden Schnitt wegliess, und nur
ein kleines Stück von dem Wangenbeine entfernte. Die Ge-
schwulst liess sich leicht bewegen, hervorziehen und vermittelst
des Bistouri von dem Gaumensegel ablösen. Die Operation war
in 23 Minuten beendigt; die Lappen blieben eine Stunde unver-
einigt, es erfolgte aber keine Blutung, und man sahe dabei in
der Tiefe der Höhle die hintere Nasenöffnung zwischen dem
Flügelfortsatze und dem Vomer. Hierauf wurde die umwundene
Naht zur Vereinigung der Lappen angewendet und die Kranke
vorsichtig weiter behandelt. Am 15. Tage konnte die Kranke
bereits wieder aufstehen; sie blieb noch bis Ende Aprils des-
selben Jahres im Hötel-Dien und befindet sich seitdem vollkom-
men wohl. — 3) Krebsartiger Polyp in der rechten
Kieferhöhle. Ein 60jähriger Bauer litt an einer bedeutenden
Geschwulst der rechten Wange, die sich seit % Monaten unter
heftigen, schiessenden Schmerzen entwickelt hatte.‘ Sie war
halbkugelförmig, elastisch, etwas prall; nahm den vordern und
äussern Theil der Orbita und die ganze Nasenhöhle ein; drückte
den Gaumen herab und verschob die Zähne; ihr Umfang betrug
3 Zoll 9 Linien. Ein Theil derselben trat durch die Nase her-
vor, war hart, röihlich, blutend bei Berührung und ‚der Sitz
schiessender Schmerzen. Am 23. März 1829 machte G. die
Operation wie oben angegeben. Nachdem die Lappen nach oben
und unten zurückgeschlagen waren, öffnete er von .dem Nasen-
loche aus die Nasenhöhle und trug nun das so isolirte Ober-
kieferbein vermittelst des Meissels so ab, dass es von dem Gau-
mensegel mit dem Bistouri leicht getrennt werden konnte. Von
dem Grunde, dieser bedeutenden, durch die Operation entstaß-