230 IV. Chirurgie und Ophthalmologie,
gende 4 Beobachtungen mit: 1) Os®20sarcom im linken
ÖOberkiefer von bedeutendem Umfange. JM. V., 17
Jahre alt,. Seidenarbeiter, von starker Constitution und sangui-
nischem Temperamente, war immer gesund gewesen, als er in
seinem 9, Jahre von einem Pferde herab anf die linke Wange
fiel. Ein Jahr darnach (1819) bemerkte. der Kranke eine Ge-
schwulst von der Grösse einer dicken Erbse, welche unter der
Haut auf der Fossa canina sehr beweglich war und nicht
schmerzte. Die Geschwulst nahm’ zu und hatte 1822,. als Pat.
in das Hötel-Dieu zu Lyon kam, die Grösse eines Eies erreicht.
Da man eine Krankheit des Sinus maxill. ‚.vermuthete, so wurde
dieser durch eine Backzahnhöhle angebohrt, was ganz ohne Er-
folg blieb. Seitdem vergrösserte sich die Geschwulst rascher,
und ‚es nahm nun auch der innere Theil des linken Oberkiefers
daran Theil, Im Mai 1827 hatte sie eine ungeheuere Ausdeh-
hung erreicht; sie nahm die ganze linke Gesichtshälfte ein und
hatte den Mund ungemein verzerrt. Von oben nach unten maass
sie 7 Zoll 9 Linien, von hinten nach vorn % Zoll 6 Linien, der
Umfang yon der Basis betrug 16 Zoll 4 Linien, Am 26, Mai
182% wurde die Operation gemacht. Der Kranke sass ziemlich
niedrig und iehnte sich an die Brust eines Gehülfen: G. machte
nun einen Verticalschnitt von dem innern Augenwinkel bis durch
die Oberlippe am linken. Augenzahne. Von der Mitte dieses
Schnittes aus machte ‚er einen zweiten, welcher 4 Linien von
dem Ohrläppchen endigte, ein dritter endlich begann 5 bis 6
Linien ausserhalb. des &ussern Augenwinkels und endigte in dem
Endpunkte des zweiten Schnittes, den so umschriebenen Lappen
präparirte er los und schlug ihn auf die Stira zurück; um aber
die Geschwulst ganz bloss zu legen, verlängerte er den dritten
Schnitt noch längs des innern Randes des Masseter bis zum un
tern Rande des Unterkiefers und löste nun auch einen unten
Lappen loss und schlug ihn auf den Hals zurück. Auf Aiese
Weise war der ganze Oberkiefer bloss gelegt. - Vermittele4 ‚des
Meissels und Hammers löste @ nur am äussern Augeuhählen:
rande den Oberkiefer von dem Orbitalfortsatze des Stirnbeins
und liess den Meissel bis in die Fissura‘ sphenomaGxillaris ein-
dringen, und durchschnitt noch den Jochfortsatz, des Wangen-
beins. Nachdem er das Wangenbein auf diese Weise nach aus-
sen isolirt hatte,- seizte er einen breiten Meissel unter dem in-
nern Augenwinkel an und stiese ihn durch, den. untern Theil
des Thränenbeins und die Orbitalplatte des Siebbeine hindurch.
Auf gleiche Weise tremmte er den Nasewfortsatz .des Oberkiefer-
knochens and. durchschnitt dann mit %inem Bistouri alle Weich-
theile, welche den ‚Nasenflügel mit dem Oberkiefer in Verbin“
dung setzten. Als er hierauf Versuchte, die beiden Oberkiefer-
beine auseinander zu ziehen, gelang dies leicht, nachdem ‚er den
vordersten linken Schneidezahn ausgezogen, und den Meissel
zwischen beide Kiefer eingeschoben hatte, Um endlich das Kie-