Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

IV. Chirurgie und Ophthalmologie, 229 
zurückzog , floss eine gelbe Flüssigkeit aus der Oeffnung, wie er 
sie früher schon bei Wassersucht des Sinus maxill, gefunden 
hatte. Hierdurch in’s Klare gehracht, beschränkte er sich dar- 
auf, vermittelst des Hammers und Meissels den vorspringenden 
Theil der Geschwulst wegzunehmen, wobei zugleich zwei, be- 
deutend nach vorn verdrehte Schneidezähne mit weggenommen 
wurden. Nun konnte er in den‘ sehr weiten Sinus maxill, hin- 
einsehen und sahe zwar die Schleimhaut desselben geröthet, 
aber nichts degenerirt. Als er hierauf mit dem Finger alle 
Punkte der Höhle befühlte, bemerkte er nach oben und innen 
einen sehr harten, scharfen Körper, welcher von einem Kno- 
Chenstückchen bedeckt war. Letzteres meisselte er weg, und 
nun ergab sich, dass es ein Spitzzahn war. Wirklich fehlte 
derselbe auch noch im Kieferrande, denn der zweite Schneide- 
zahn stand unmittelbar am ersten Backzahne an. Dieser Zahn 
hatte ohne Zweifel die Entzündung des Kieferknochens, seine 
Anschweilung, die Verdickung seiner Wände, welche bis zu 24 
Oder 3 Linien verdickt waren, dadurch die Verschliessung des 
Antr, Highmori und also auch das Ansammeln der Flüssigkeit 
bedingt. Da der Zahn nun frei, durch nichts mehr eingeschränkt 
War, und folglich auch keine Zufälle mehr hervorbringen konnte, 
80 lies G..ihn sitzen, weil er, wenn er Schmerzen verursachte, 
leicht auszureissen war, und beendigte die Operation durch An- 
legung umwundener Nähte. Am 7% Tage konnte der Verband, 
ohne dass irgend ein Zufall eingetreten war, abgenommen wer- 
den; die Knochenhöhle verkleinerte sich immer mehr, und nach 
einem Monate verliess der Kranke vollkommen geheilt das Ho- 
spital. Zwei Jahre nach der Operation befand er sich fortwäh- 
rend völlig wohl. ([Lettre chirurgicale sur quelques maladies 
graves du sinus marillaire par J. Gensoul, Paris 1833. — 
vw. Froriep’s Notizen, Nr. 805, 1833.) (Fr.) 
163. Ueber die Operation krebsartiger Geschwül- 
ste In der Höhle des Oberkiefers; von J. GeEnsovL. Bei 
den meisten neuern Schriftstellern herrscht die Meinung, dass 
man sich bei bösartigen Krankheiten des Antr. Highmori einer 
Operation ganz enthalten müsse, sobald die Knochen an der 
Krankheit der Schleimhaut Theil nehmen, besonders wenn die 
Krankheit wiedergekehrt ist, nachdem sie schon ein Mal ver- 
Mittelst des Messers oder des Glüheisens zerstört worden war. 
Der Verf., gestützt auf Erfahrung, widerspricht dem und glaubt 
ein Mittel gefunden zu haben, wie man. durch eine Operation sol- 
the Krankheitsfälle heben kann. Diese Operation besteht darin, 
dass man den Oberkiefer und dessen Höhle in grosser Ausdeh- 
nung bloss legt, ‚am nun auf die entblössten , gesunden Theile 
einzuwirken, statt dass man nach der bisherigen Verfahrungsart 
die krebsige Masse spaltete, und Stück für Stück wegnahm , so 
lange noch etwas degenerirt schien. Um den günstigen Erfolg 
des von G. vorgeschlagenen Verfahrens zu zeigen, theilt er fol-
	        
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