Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

M, Pathologie, Therapie und medicinische Klinik/ 217 
dess der Beinfrass mehr als Nekrose mit (Abblätterung‘ grosser, 
trockener Knochenstücke, während in den Röhrenknochen der 
feuchte Beinfrass häufiger ist. Oft kann dieser Beinfrass der 
Hirnschale sehr lange bestehen, ohne.das Allgemeinbefinden be- 
sonders zu trüben. Dies ist das Bild des Morbus pseudosyphili- 
ticus in allgemeinen Umrissen! Die Genitalien hat der Verfasser 
hie primär und höchst selten nur secundär, etwa durch Con- 
dylome afficirt gesehen. Nie sah er Tripper bei seinen an Pseu- 
dosyphilis leidenden .Kranken, nie sind ihm Chanker an den Ge- 
Nitalien, und nur einmal. Bubonen vorgekommen, kurz die Geni- 
lalien scheinen die einzigen Orte zu seyn, wo die Pseudosyphi- 
lis keinen günstigen Boden für ihre Wucherungen findet. - Hier- 
Rus ergeben sich ‚aber 2 sehr wichtige Sätze: 1) die Krankheit 
Wird nicht durch, Beischlaf übergetragen; 2) die Aehnlichkeit der 
Psendosyphilis mit Syphilis findet ‚sich nur in den secundären 
Erscheinungen der letztern, in der secundären Syphilis “wodurch 
dem Einwurfe, die Pseudosyphilis sey nichts als gewöhnliche 
Lues, begegnet wird. Gleichwohl producirt die Pseudosyphilis 
80 gut, wie die ächte, einen Ansteckungsstoff. Die. Krankheit 
Wird aber nicht durch Beischlaf fortgepflanzt, sondern nach des 
Verlfs,. innigster Ueberzeugung geschieht dies vorzüglich durch 
Speichel und durch Kleidungsstücke .bei vorhandenen Exanthe- 
Men, sowie er auch nicht läugnen kann, dass Eiter, aus den Ge- 
Schwüren auf verwundete Stellen des Körpers Gesunder gebracht, 
das Uebel erzeugen könne. Da aber die Krankheit oft die lang- 
Samsten. Fortschritte in Familienkreisen macht, so muss man an- 
Nehmen, .dass, um angesteckt zu werden, eine ganz besondere 
Persönliche Receptivität nöthig sey, die die Pseudosyphilis weit sel- 
tener zu finden scheint, als ihre Mutter, die ächte Syphilis, Bei 
dieser Receptivität geht die Uebertragungoft sehr schnell und sicher 
von Statten. Sie findet sich aber ganz besonders bei Menschen, 
die zu Rheumatismen und Gicht geneigt sind und daran leiden, 
so wie bei denen mit. vorwaltender scrophulöser Diathesis und 
mit schlecht geheilter Krätze. — Nimmt übrigens auch der Vf, 
mit Andern an, dass die sogenannte Dithmarser‘ Krankheit sich 
in Holstein und Schleswig zuerst selbstständig und als Morbus sui 
Seneris entwickelt habe, so glaubt er doch auch, dass. andere Ge- 
Senden ihrer Entwickelung nicht minder günstig gewesen, und dass 
le wirklich auch anderswo, wenn gleich seltener und unter andern 
Namen vorkomme, ohne gerade mittelbar oder unmittelbar aus den 
Eenannten Herzogthümern dahin ‚verpflanzt worden -zu seyn. — 
Die Prognose stellt D. nur dann dubiös, oder gar schlecht, wenn 
bereits Febris lenta eingetreten, die Körperkräfte ganz erschöpft 
und die Befallenen hohen Alters sind. «Ist dies nicht der Fall, 
80 hält er die Krankheit für gar nicht so schwer heilbar; wenn 
er überzeugt .geyn darf, .dass Pflege, Arznei ‚und ditetische Vor- 
Schrift strenge und nach Verordnung benutzt. werden, Ohne die- 
268 ist die Heilung unmöglich, und deshalb haben sich Hospitäler
	        
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