Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

Il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,. 197 
einer Weinhandlung servirte und sich daselbst oft berauschte, 
bekam am 24. October eine Gesichtsrose, die, nachdem er sich 
gegen das Verbot seines Arztes dem Luftzuge ausgesetzt hatte, 
eine Metastase aufs Gehirn und wahrscheinlich eine Meningi- 
His erysipelatosa erzeugte. Wegen Kopfschmerzen, starken Fiec- 
bers und heftiger Delirien wurde zur Ader gelassen, Kalomel ge- 
geben und ableitende Mittel angewendet. Verf, sah den Kranken 
am 20. October zum ersten Male: er lag, besinnungslos da, warf 
die Arme und Beine unruhig umher, hatte die Augen geschlos- 
sen; der Kopf war sehr heiss, der Athem beschleunigt, der Puls 
klein, frequent, ungleichmässig. Wenn man ihm laut zurief, 80 
öffnete er die Augen, kannte aber niemanden und fing an zu deli- 
’iren, Durch vieles Fragen angeregt, sprach er ganz verworren, 
obgleich immer in Bezug auf die, an ihn gerichtete Frage. Vf. 
Borgie für reine, kühle Luft, für hohe und kühle Lage des Ko- 
pfes, liess, 24 bis 30 Blutegel anlegen und kräftige Hautreize in 
Gebrauch ziehen. Hierauf wurde ein Brechmittel gereicht, um 
durch die Erschütterung eine heilsame Alteration und eine De- 
termination nach der Haut zu bewirken; allein dieses (gefährliche 
Manoeuvyre) gelang nicht, und auch die ununterbrochen fortge- 
setzten eiskalten Umschläge blieben ohne erwünschten Erfolg: 
der Kranke starb noch desselbigen Tages. — Eine glückliche, 
aber kinderlose Gattin von 3% Jahren war seit mehreren "Tagen 
Waähnsinnig.. Sie, warf sich im Bette umher, beantwortete keine 
der an sie gerichteten Fragen zusammenhängend und konnte 
kaum dazu bewogen werden, die Zunge zu zeigen und den Puls 
untersuchen zu lassen. Dieser war gereizt, die Temperatur der 
Haut erhöht, ohne heiss zu seyn, der Kopf natürlich warm. Die 
Delirien drehten sich um religiöse Gegenstände. Die Mutter 
der Kranken hatte ebenfalls an Mania religiosa gelitten, und die 
Schwester war beinahe ein Jahr lang als Maniaca in der Charite 
gewesen. Bei unserer Kranken entspann sich das Uebel bald 
nach dem Tode ihres Bruders und ihres Pflegevaters. Kine So- 
lution aus Tart, natronat. et stibiat., ein Kmpl. acre im Na- 
cken, kalte Umschläge auf den Kopf und ein Sturzbad liessen 
das Uebel unverändert. Die Kranke wurde in die Charit€ ge 
bracht, wo sie bald starb. — Ein 3Yjähriger Jüngling hatte sich 
durch Diätsünden und Erkältung einen Status gastricus zugezo- 
gen, der in Entzündung überzugehen drohte, Man verordnete 
eine Kmulsio oleoso-salina und Spec. arom. c. acet. Vini pro 
fomento calido. Allein die gefürchtete Enteritis begann noch 
denselben Mittag. Eine Venäsection vermochte nicht, die Ver- 
Schlimmerung aufzuhalten. Man liess noch 34 Blutegel auf den 
Unterleib setzen, die warmen Umschläge fortbrauchen, alle: 2 
Stunden 2 Gran Kalomel nehmen und zwischen durch eine Kmul- 
80 amygdal. c. opio, und zum Getränk Mandelmilch in kleinen 
Vortionen reichen. Das Erbrechen hatte aufgehört, die Empfiud- 
Kichkeit des Unterleibes sich verloren; das Allgemeinbefinden war
	        
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