Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

N. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 195 
Fälle aus: Eine 27jährige, in einer ärmlichen und ungesunden 
Wohnung lebende Frau, deren Mann krank im Militär-Lazare- 
the lag, litt an Seitenstichfieber; wogegen Verf. eine Venäse- 
ction und ein Infus. sennae mit Bittersalz verordnete. Ohgleich 
die bestimmte Quantität Blut (welches übercrustir£ war) nicht 
weggelassen und die Arzuei nicht besorgt worden war, so hatte 
die Kranke dennoch ruhig geschlafen und das Seitenstichfieber 
hatte am Morgen bedeutend nachgelassen. Der Tag verging bei 
dem Gebrauche der Arznei leidlich, aber des Abends sprang die 
Kranke aus dem Bette und verlangte ihre Kinder, um zu ihrem 
Manne zu gehen. ' Ihre Zunge. war roth, die Brust beim Husten 
schmerzhaft, die Augen glänzten und warfen wilde Blicke um- 
her; sie trank viel. und liess dunkeln Harn. Während des aber- 
Mmaligen Aderlasses benahm sie sich ganz wie eine Maniaca, We- 
gen fortdauernder Delirien wurden 24 Blutegel an den Kopf, ein 
Vesicator ‚in den Nacken und Sinapismen an die Waden applicirt. 
Die ganze Nacht ‘hindurch wurden eiskalte Umschläge auf den 
Kopf gemacht. Am andern Morgen war die Krankheit gewichen; 
die Patientin war ruhig und wusste von den frühern Begebnissen 
Nichts, sie genas bald bei fortgesetzter Behandlung kühlender, 
Selind abführender Mittel. Dies war eine Metastase von 
den Lungen nach dem Gehirne. — Zwei Monate nach 
Einer angreifenden Entbindung verfiel eine nicht kräftige Frau 
von 36 Jahren plötzlich in einen. soporösen Zustand, wobei sie 
delirirte, fieberte und sich ihrer gänzlich unbewusst war. Ein 
Fall auf den Hinterkopf, verbunden mit heftigem Schreck, war 
au, diesem bedenklichen Uebel Schuld. 24 Blutegel an den Kopf, 
ein Vesicator in den Nacken, kalte Umschläge über den ‚Kopf; 
Innerlich kühlende, kräftig abführende Arzneien waren die Mit- 
tel, welche der Kranken binnen 6 bis 7 Stunden die Besinnung 
Wieder gaben. Sie klagte über Schmerzen im Hinterkopfe, an 
dem sich jedoch keine Verletzung vorfand, Sie fieberte noch, 
phantasirte auch und war nicht olıne Sopor. Mit den kalten Ue- 
berschlägen auf, den Kopf wurde fortgefahren, man applicirte 
wiederum Blutegel und gab Kakomel bis zum KEintritte der Sal}- 
Vation, So genas diese Kranke und gab die Vermuthung, dass 
ein, in Folge des Falles entstandenes, unbedeutem- 
des Extravasat durch die Mittel resorbirt worden sey. — 
Kine Frau von 58 Jahren fing auf einmal an, mit den Händen 
Verkehrte Bewegungen zu machen, und verlor das Bewusstseyn; 
allein sie erholte sich bald wieder. Nach einer unruhigen Nacht 
klagte sie am Morgen über Kopfweh, fieberte und hatte keine 
Leibesöffnung. Nach einem Aderlass, dem Gebrauche eines küh- 
lenden Purgans und bei antipilogistischer Diät war Tags darauf 
Ruhe eingetreten, der Kopfschmerz jedoch und die Verstopfung 
geblieben. Letztere wurde noch denselben Tag durch ein stäre 
keres Abführmittel gehoben. Gegen Mittag trat starker Frost 
Sin nebst Druck und Klopfen in der Magengegend, Gefühl von 
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