194 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
gefässreich scheinendes rothes, knollenartiges , auf einem fast zoll-
Jangen Stiele sitzendes Fleischgewächs hervor. [Clarus’s u. Ra-
dius’s wöchentliche Beiträge zur medicin. ‚und chirurg. Klinik,
1833, Nr. 13.] (K—e.). 5.
141. Ein Fall von Epispadismus; mitgetheilt von‘ DF.
Cramer in Aschersleben. 1828 sah C. in Weissensee einen 21jäh-
rigen Mann mit folgender Missbildung der Ruthe: die Harnröhre
lag nicht, wie gewöhnlich hinter, sondern vor den schwammigen
Körpern des normallangen Penis, und wär vom Arcus 0ossium
pubis bis vorn gespalten. Statt des Mons veneris sah man eine
röthliche, haarlose, mit schuppiger Epidermis überzogene Haut,
und unter dem Schambogen fand sich eine Oeffnung, durch die
man mit dem Finger ‘bequem bis züm Isthmus dringen konnte.
Die Eichel war ebenfalls getheilt und seitlich an ihr die Rudi-
mente des Präputium sichtbar. Wurden die Ränder der‘ ganzen
Spalte von beiden Seiten gegen einander gedrückt, so passten
sie ziemlich genau zusammen. Scrotum und Hoden boten keine
Abweichung. Den Beischlaf wollte der junge Mann noch nicht
vollzogen haben, wohl aber gab er an, dass Erectionen und Pol-
lutionen zuweilen den Schlaf störten. Seine Eltern waren ge-
sund und keins seiner Geschwister hatte irgend eine Missbildung-
Er litt übrigens an Incontinentia urinae und trug, um’ schnel-
ler Harn lassen zu können, einen Weiberrock. — ‘Dieser Bil
dungsfehler möchte wohl mit dem gespaltenen Gaumensegel und
der Hasenscharte, in eine Classe gehören und vielleicht auf ähn“
liche Weise, d. h. durch Wundmachen der Ränder und blutige
Naht über dem Katheter, zu heilen seyn.“ [Med. Zeitung vom
Vereine für Heilkunde in Preussen, 1833, Nr. 29.] (K-e.)
IL. PATHOLOGIE, THERAPIE und MEDICINISCHE KLINIK.
142. Vierteljährlicher Sanitätsbericht über die
in den Monaten October, November 'und December
1832 von Dr. SteintHaL in Berlin beobachteten Krank-
heiten. Der Herbst war mild, und Frostkälte trat erst mit Ende
des Jahres ein. Am 13. October erlebte man ein Gewitter, und
gegen Ende Novembers fiel der erste Schnee. Der schon seit
längerer Zeit vorherrschende gastrisch - nervöse Krankheitscha-
rakter hatte schon in den letzten Tagen des Septembers abge-
nommen, ohne einem andern Platz zu machen. So blieben bloss
katarrhalisch - rheumatische Uebel vorherrschend. Nervöse Krank-
heiten und Wechselfieber sah män selten, häufiger noch gastri-
sche, katarrhalische und rheumatische Fieber und fieberlose Af-
fectionen. Zu den Krankheiten, die am häufigsten zur Behand-
lung kamen, gehören Masern und der Brechdurchfall. Auch die
asiatische Cholera kam einige Male vor. Wir heben folgende