Full text: (6. Band = 1833, No 17-No 24)

IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
eine solche Geschwulst hatte, in der Gehirn und unter: dieser 
eine Oeffnung war, die in die Rückenwirbelsäule zu gehen schien. 
Die ‚Section wurde nicht erlaubt. [Casper’s Wochenschrift für 
die ges. Heilkunde, 1833, Nr. 25.] : (K—e,.) 
139. Merkwürdige Zwillingsgeburt; mitgetheilt von 
Dr. Mayer. Eine 30jährige, zum vierten Male schwangere. Magd, 
erwartete im Lazarethe zu Neustadt - Eberswalde, ihre Entbin- 
dung... Am 25. April d. J. Abends 10 Uhr traten zur gehörigen 
Zeit, wie sie glaubte, die ersten Wehen ein, die Hebamme fand 
Alles in guter Ordnung und blieb, weil die Geburt begonnen, 
bei der Kreisenden, der Verlauf der Geburt war langsam, die 
Wehen aber sehr heftig, In der Nacht um 2 Uhr sprang plötz- 
lich die Kreisende aus dem Bette, verliess ihre Wohnung, lief 
nach dem nahen Filow-Canal und stürzte sich, ihres Lebens 
überdrüssig, da sie die Schmerzen nicht länger. ertragen zu. kön- 
nen glaubte, von einer Spülbank ins Wasser. Sie besann sich 
jedoch schnell wieder eines Andern, denn kaum war sie mit dem 
Kopfe wieder hervorgetaucht, als sie die Spülbank wieder er- 
griff und nach Hülfe rief, worauf einige Schiffer herbeieilten, 
die sie aus dem Wasser.reiteten. Mit ihr wurde aber auch noch 
ein todtes Mädchen hervorgezogen , das,.im Wasser geboren ‚seyp 
musste und durch die Nabelschnur noch mit der Mutter in Ver- 
bindung stand. Die Entbundene wurde in einem Backtroge nach 
dem Lazareth zurückgetragen. Hier erst wurde das todie Kind 
von ihr entfernt, und bald darauf wurde sie leicht und glücklich 
von einem zweiten, aber lebenden Mädchen entbun- 
den. Weder die wohl im vollen Schweisse und unter den hef- 
tigsten Schmerzen unternommene Flucht in der kalten Aprilnacht, 
noch das kalte Wasserbad, noch der Transport in nassen Klei- 
dern hatten auf die Entbundene einen nachtheiligen Einfluss. 
Das. wucheunew verlief, glücklich und die Wöchnerin blieb ganz 
gesund. Das zweite Kind, schwächlicher: als. das erstgeborene, 
starb jedoch auch nach einigen Tagen. — Beim ersten ‚Kinde 
fand man unverkennbare Zeichen einer angefangenen , aber. nur 
unvollkommenen Respiration; .. Es war nämlich nur in die obern 
Lappen der Lungen etwas Luft eingedrungen, das Kind‘ musste 
also einige, wenn. auch nur kurze Zeit, ausser dem Wasser ge- 
lebt haben. Wahrscheinlich wurde es in dem Augenblicke, als 
dievMutter ins Wasser sprang, geboren und fand noch unter den 
Kleidern 80 viel Luft, um, ehe es ins Wasser fiel, noch einmal 
kurz zu athmen. Dass. das Kind vor dem Sprunge ins ‚Wasser 
geboren gewesen sei, ist unwahrscheinlich , .weil man ‘sonst die 
Lungen gewiss völlig ausgedehnt gefunden haben. würde, noch 
weit unwahrscheinlicher aber; ‚dass es, aus dem Wasser. gezo- 
gen, noch schwache. Lebensspuren gehabt und noch einmal ge- 
athmet habe. [Med. Zeit. v.. Vereine für Heilk. in Preussem, 
1833, Nr. 26.] (Km e) 
192 
vn 
a. 2? 
Verlag von Leopold Voss in Leipzig.
	        
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