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1V. Gynäkologie und Pädlatrik.
noch, "und zwar stärker als früher, fortdauere, das Setaceum
starke Eiterung bewirke und nach dem Augenspiritus sich eine
feste Borke auf den Lidern und Augenbraunen erzeugt habe.
Die Schwäche 'sey so bedeutend, dass er das Bett nicht verlas-
sen könne; er habe Magenschmerzen, oft Heisshunger, Ekel,
belbst Erbrechen, der Stuhl sey sehr schleimig, der Abgang des
Urins häufig, der Schweiss übelriechend, auch hätten eich Haut-
ausschläge, Husten, Kopfschmerz, Kälte, öfteres Zittern in den
Gliedern und häufiges Niesen eingestellt, und vorzüglich quälten
ihn Schmerzen in beiden Augen. Diese letztern liessen den Vf.
vermuthen , dass alle Erscheinungen, ausser der Salivation, durch
die Pulsatilla erzeugt wären, und da die erwähnten Schmerzen
bekanntlich als gutes Zeichen für Beseitigung der Amaurose nach
Anwendung der Pulsatilla angesehen werden, so liess er nicht
nur mit dem Kxtr. pulsat. fortfahren, sondern statt 24 Gran
nun 5 Gran p. d. nehmen. Mit dem erwähnten Augenspiritus
wurde fortgefahren. Nach einem Monate kam der Kranke ohne
Begleiter zu O. und erklärte, ziemlich gut sehen zu können.
Das Haarseil hatte er bie vor 14 Tagen liegen gelassen, da aber
sein Schvermögen sich täglich gebessert, es endlich weggenom-
men. Der Speichelfluss hatte bis dahin immer noch fortgewährt,
3 Tage nach Wegnahme des Haarseils aber allmählich aufgehört.
Was das Sehen anlanzte,. so konnte er jeden Gegenstand ziem-
lich genau unterscheiden, und nur von Zeit zu Zeit bemerkte er,
dass sich etwas wie Flor oder Nebel vor oder im Auge nieder-
liess, was, wenn es Statt fand, mehrere Augenblicke anhielt und
ihn zum Stillstehen nöthigte, da er dann gar nichts sah. Vom
Verf. angestellte Sehversuche fielen sehr gut aus, auch war der
Blick ausdrucksvoller und sicherer, als früher, die Iris beweg-
lich, das obere Lid noch etwas erschlafft, der Schmerz aber
ganz gewichen. Der Kranke erhielt die zuletzt genommenen Pul-
ver noch einmal, 86 auch den Augenspiritus, der jedoch nur iin
die obern Lider eingerieben wurde, da, um die Erschlaffung der
Lider zu heben, Vesicatoria über beide Augen gelegt wurden.
Ende Decembers 1831 war der früher ‘so viel Leidende von sei-
nen Uebeln ’ganz frei und konnte aus der Cur entlassen werden.
[v., Graefe’s u. ©. Walther’s Journ. der Chirurg. u. Augenheil-
kunde, ‘Bd. 195 Hft. 3.1] (K—e,)
IV: GYNÄKOLOGIE und PÄDIATRIK.
134. Praktische Miscellen; mitgetheilt von Dr, Strin-
THAL,‘ prakt. Arzte und Geburtshelfer in Berlin.‘ 3) Venen-
entzündung, die am 168. Tage nach der Geburt tödt-
lich ablief. (Medico-chirurg. transact., Vol. XV. Part. VI)